Rezension

Lektüre für Naive

So nah und doch so fern - Ann Brashares

So nah und doch so fern
von Ann Brashares

~~Die amerikanische Autorin Ann Brashares erzählt in "So nah und doch so fern" eine esoterisch angehauchte Liebesgeschichte, in deren Zentrum die beiden Hauptfiguren Lucy und Daniel stehen. Letzterer hat eine besondere Gabe, denn er kann sich an alle seine früheren Leben und Lieben erinnern. Seine Gefühle werden in jedem seiner Leben von der Suche nach seiner Seelenverwandten und großen Liebe Sophia geleitet, die ihm vor langer Zeit begegnet ist, und die er seither nicht vergessen kann. Diese Liebe leitet ihn quer durch die Jahrhunderte durch alle Höhen und Tiefen seiner Existenz. Als Daniel im heutigen Virginia Lucy trifft, weiß er ganz genau, dass sie für ihn bestimmt ist und setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen. Aber dann holt ihn doch die Vergangenheit wieder ein.

 Die Autorin schafft klare Rahmenbedingungen für ihre Geschichte, denn sie geht hier davon aus, dass jeder Mensch in Zuge seiner Wiedergeburten mehrere Existenzen durchläuft, und dass es so etwas wie Seelenwanderung gibt. Wenn man diese Gedankengänge nachvollziehen und teilen kann, funktioniert der Plot. Die Geschichte von Daniel und Lucy wird aus deren unterschiedlichen Perspektiven erzählt, wobei Brashares dem männlichen Part wesentlich mehr Raum zugesteht. Verständlicherweise, denn jemand, der bereits viele unterschiedliche Leben hinter sich hat, an die er sich auch noch erinnern kann, hat natürlich bereits vielfältige Erfahrungen gemacht, die er mitteilen kann. Deshalb gibt es auch immer wieder Rückblenden in Daniels Vergangenheit, aber sonderlich interessant fand ich dessen Erlebnisse nun wirklich nicht.

 Die Geschichte wirkt anfangs etwas verworren, aber das legt sich nach den ersten hundert Seiten. Das große Manko des Buches aber sind die beiden Protagonisten, die bei dem Leser keinerlei Sympathiepunkt einheimsen können. Über weite Strecken agieren diese sehr hölzern und wirken fast schon emotionslos – und das bei diesem Thema.

 "So nah und doch so fern" mag zwar die ideale Sommerlektüre für junge, vorzugsweise weibliche Erwachsene sein, die zusätzlich eine gewisse Portion Naivität mitbringen sollten – meinen Geschmack hat das Buch leider nicht getroffen.