Rezension

Leseempfehlung für Liebhaber ideenreicher und anspruchsvoller Jugendbücher

Die Samuraiprinzessin 01 - Der Spiegel der Göttin - Corina Bomann

Die Samuraiprinzessin 01 - Der Spiegel der Göttin
von Corina Bomann

Bewertet mit 3.5 Sternen

 

Bildquelle: Bastei Lübbe
Als die 14-jährige Bauerntochter Tomoe von ihrer Mutter in den Wald zum Holzsuchen geschickt wird, macht sie eine unerwartete Bekanntschaft mit einem unheimlichen Wesen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Diener des Gottes Emna auf und verkündet ihr, dass sie eine besondere Bestimmung hat. Sie wurde auserwählt, um dem wahren Kaiser Japans zur Macht zu verhelfen. Allerdings prophezeit dieser unheimliche Diener, dass ihre Familie ein schreckliches Schicksal ereilen wird.

„Die Samuraiprinzessin: Der Spiegel der Göttin“ ist mein erstes Buch von Corina Bomann und bereits mit den ersten gelesenen Sätzen hat die Autorin geschafft, mich für weitere Werke zu interessieren. Durch eine sehr bildhafte Sprache erschafft Bomann opulente und atmosphärische Kulissen, in die der Leser eintauchen kann. Der komplexe Aufbau dieser Geschichte gefällt mir richtig gut und ich hatte das Gefühl, direkt an der Entwicklung Tomoes und den spannenden Ereignissen teilnehmen zu können. Die Handlung wirkt sehr gut durchdacht und logisch aufgebaut, sodass der Leser, nie das Gefühl hat, den roten Faden zu verlieren. Nach einigen unterhaltsamen Kapiteln und vielen unerwarteten Ereignissen werden viele Fragen aufgeworfen und man kommt nicht umhin, einige von ihnen für sich selbst zu beantworten und für die Geschichte weiter zu spinnen. Sehr stimmig fügten sich die mystischen Elemente und die belegten historischen Fakten in das gelungene Gesamtkonzept ein. Viele Erklärungen werden mit der Handlung verwoben, um die kulturellen Unterschiede in Asien deutlich zu machen. Für mich persönlich war dies eine Bereicherung, denn durch diese Geschichte lernte ich einiges aus einer mir fremden und sehr interessanten Kultur.

„Wasser ist ein ganz wunderbares Element, es schafft Wege, wo keine sind, es bewegt schwere Steine, obwohl es doch nichts von deren Festigkeit hat. Es kann überall hingehen, es beherrscht jedes Wesen, es spendet Leben. Ich kann nun wirklich keinen Makel am Wasser erkennen. Du solltest stolz sein, dass deine Seele so viel davon enthält.“ Seite 314

Neben vielen nachvollziehbaren und sehr lebhaft gezeichneten literarischen Figuren nimmt die 14-jährige Tomoe den zentralen Charakter in dieser Geschichte ein. Tomoe wurde einer imposanten historischen Persönlichkeit aus dem 12. Jahrhundert, deren Existenz bei Historikern umstritten ist, nachempfunden. Jedoch sollte man vor dem Lesen von „Die Samuraiprinzessin: Der Spiegel der Göttin“ nicht allzu viel über TomoeGozen recherchieren um sich wohlmöglich das Lesevergnügen zu verderben. Corina Bomann hat sich mit ihrer Hauptprotagonistin eine wahrlich facettenreiche und starke Persönlichkeit erschaffen, die den Leser immer wieder in Erstaunen versetzt. Durch ausführliche und präzise Beschreibungen darf der Leser in die Haut von Tomoe schlüpfen, erlebt mit ihr schreckliche und alles verändernde Schicksale, lernt an der Seite von Mönchen den Umgang mit Waffen und durchdenkt wichtige Entscheidungen, bevor diese in die Tat umgesetzt werden. Um diese so faszinierende Figur baut Bomann ihre Handlung auf und ergänzt sie mit mythologischen Wesen, wie Drachen, Totengeister und Fuchsweiber, die der japanischen Kultur entspringen. Auf einigen wenigen Seiten hatte ich das Gefühl, die Handlung würde ins Stocken geraten. Diese kurzen Verschnaufpausen nutzte ich um alle Einzelheiten dieses Buches auf mich wirken zu lassen. Das Ende ist für den Leser versöhnlich, auch wenn es kein geschlossenes ist. Einige sehr interessante Fragen werden nicht beantwortet und verkürzen die lange Wartezeit auf den Folgeband dieser Reihe, weil man zwangsläufig diese Geschichte für sich weiterspinnt.
„Die Samuraiprinzessin: Der Spiegel der Göttin“ ist gerade durch Corina Bomanns besonderen Stil eine Bereicherung für Liebhaber anspruchsvoller und ideenreicher Jugendbücher.