Rezension

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Lesenswert

Traumschiff - Alban N. Herbst

Traumschiff
von Alban Nikolai Herbst

Ein Buch über das Sterben und das Vergessen

Dieses Buch geht den Fragen über Sterben, Vergessen, Würde nach. Es beschreibt Demenz aus Sicht des Betroffenen.

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen.  Die ersten Seiten haben mich fast dazu gebracht das Buch wieder wegzulegen.  Mir war gar nicht recht klar, um was es geht. Aber das klärte sich auf jeder Seite mehr. Ich bin froh, das ich dabei geblieben bin.

Beschrieben wird das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff. Es gibt viele Passagiere, aber 144 besondere Menschen; sie haben „das Bewusstsein“. 144 wie die Steine in dem Spatzenspiel, dem Mah-Jongg-Spiel das immer wieder auftaucht. Sie werden das Schiff nicht lebend verlassen.

Der Kranke, der seine Geschichte in Kladden schreibt, in denen später aber nur seitenweise Koordinaten gefunden werden, ist verwirrt. Das wird schnell klar. Manche Sätze sind seltsam unvollständig, grammatikalisch unkorrekt. Doch diese fehlerhaften Sätze und Gedanken bergen oft eine wundervolle Poesie.

Er gibt oft zu, sich an etwas nicht erinnern zu können. Er verwechselt Namen und Menschen. Er wundert sich über den Besuch, der plötzlich neben ihm sitzt, völlig unbekannt, aber nach seiner Hand greift und beim Abschied weint. Doch das nimmt er alles stoisch hin. Er hat nämlich beschlossen nicht mehr zu sprechen. Er kommuniziert gar nicht mehr. Das wird später deutlich, als er in einer Szene plötzlich die Initiative ergreift (wie will ich hier aber nicht vorwegnehmen).

Doch das Buch ist nicht frustrierend, weil es ja davon ausgeht, dass hinter der starren Fassade etwas ist. Das der Mensch, den man kannte, sich nur irgendwie versteckt. Dieser Kranke hat viele positive und negative Erlebnisse und Empfindungen. Er empfindet sein Leben aber als lebenswert und benötigt diese Übergangszeit um Abschied davon zu nehmen.

Er versöhnt sich mit seinem jetzigen Leben, indem er sich auf ein luxuriöses Traumschiff wünscht, das die ganze Welt bereist.

Dieses Buch musste ich mir regelrecht erarbeiten. Aber diese Arbeit hat sich für mich gelohnt. Natürlich habe ich keine Ahnung, wie es in einem Kranken, der nicht mit der Außenwelt kommuniziert wirklich aussieht, aber es gibt mir Hoffnung. Und es erinnert mich mit jeder Seite daran, allen Menschen mit Respekt zu begegnen, auch wenn ich kein Echo erhalte.

Eine ausführlichere Rezension mit vielen Zitaten findet sich hier:
http://leckerekekse.de/wordpress/traumschiff/