Rezension

Lesenswert!

Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen -

Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen
von Margit Schreiner

Bewertet mit 4 Sternen

Ein kleines, persönliches Stück Erinnerungsliteratur der Autorin über das Aufwachsen in den 1960er-Jahren, dem unterschätzten siebten Lebensjahr als Schwellenjahr zur beginnenden Jugend und den ersten Begegnungen mit dem Ernst des Lebens.

Der Roman ist ein Blick in das Private, ein autofiktionaler Text der Linzer Schriftstellerin Margit Schreiber, die sich im Alter literarisch mit ihrer Kindheit auseinandersetzt. Mit der Einschulung beginnt eine neue Ära im Lebenslauf der Protagonistin: ein fantasievolles Kind trifft zwischen Kindheit und Jugend auf die ersten Probleme des Lebens.
Der spannende Aspekt im Buch ist ein steter Perpektivwechsel zwischen Alter und Kindheit, ein erwachsener Rückblick auf die jungen Jahre, die kindliche Verspieltheit und die unbeschwerte Naivität. Das siebte Lebensjahrzehnt gegen das siebte Lebensjahr, ab dem das Leben zum Krieg aufgebauscht wird. Beginnend mit den manchmal unverständnisvollen Eltern, dem strengen Nachbarn, unfairen Lehrern und der gemeinen Kassiererin.

Das Buch behandelt rückwirkend eine bunte Palette an Erfahrungen und Empfindungen, die Kinder manchmal zu hoch einschätzen, manchmal nicht verstehen und zunehmend hinterfragen. Erste Körperlichkeiten, das erste Mal Alleinsein, die ersten merkbaren Abweichungen vom Alltäglichen. Und doch geht es im Roman nicht um eine radikale Art von Kriegserklärungen, denn diese klingen hier nur im Beisein an. Das Buch ist keine Abrechnung mit dem Familiärem, wie der Titel vermuten lässt, sondern schildert Schritt für Schritt klein wirkende, doch prägende Konflikte der Kindheit, rund 70 Jahre später aus der Retrospektive betrachtet. Ein besonderes Stück Literatur, das ich gern gelesen habe.