Rezension

Lesenswert, aber weniger dystopisch als erwartet

Sanctuary – Flucht in die Freiheit -

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
von Paola Mendoza

Bewertet mit 4 Sternen

„Nichts war okay. Nichts an dieser ganzen Welt war okay. Aber vielleicht war ich einfach zu sehr daran gewöhnt, eine Lüge zu leben, um etwas anderes zu sagen.“

„Sanctuary“ war zwar nicht ganz so dytopisch, wie ich es erwartet hatte, aber es ist ein absolut lesenswertes Buch. Die Geschichte um Vali und ihren Bruder Ernie hat mir mein privilegiertes Leben vor Augen geführt und mich schmerzhaft daran erinnert, welches Leid, welche Grausamkeiten und Ängste unzählige Menschen auf dieser Erde ertragen müssen.

Worum geht‘s?
Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft. 2032 sind alle Bürger der USA mittels ID-Chip erfasst. Wer illegal im Land ist, muss sich unter dem Radar der Regierung halten oder sich einen gefälschten Chip implantieren lassen und hoffen, dass die Batterie möglichst lange hält. Als sich die Zustände verschärfen und Deportationseinheiten Jagd auf Undokumentierte machen, ziehen Vali, ihre Mutter und der kleine Bruder Ernie los in Richtung Kalifornien, das sich als einziger Bundesstaat der Kontrolle entzogen hat und den Migranten Zuflucht bietet.

Für eine Dystopie ist dieses Buch so realitätsnah, dass es schon gruselig ist. Viele Maßnahmen erinnern an die Ära Trump und seine Einwanderer-Politik. Eindringlich schildert das Autorinnen-Duo das Leid und den Kampf ums pure Überleben, das Vali und Ernie -größtenteils auf sich allein gestellt- ausfechten müssen. Dabei ist es gerade Vali die eine enorme Charakterentwicklung durchmacht und sich vom Kind zur Mutigen Beschützerin entwickelt.

Zwei Dinge haben meinen Lesegenuss etwas getrübt. Zum einen kann ich kein Spanisch und bin deshalb etwas über die Sprache der Mutter „gestolpert“, das macht die Geschichte zwar authentischer, hat mich aber auch im Lesefluss gestört. Zum anderen fand ich Valis Sprache sehr kindlich. Teilweise dachte ich, da spricht eher eine Zwölfjährige und kein 16jähriger Teenager. Vielleicht liegt es an der etwas jüngeren Zielgruppe an Lesern?

Sanctuary ist ein wirklich beeindruckendes Jugendbuch, das auf Ungerechtigkeiten aufmerksam macht. Es zeigt, wie viel die Migranten und Flüchtlinge bereit sind zu investieren und riskieren, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Eine Geschichte, die mich beschäftigt und nicht so schnell loslässt.