Rezension

Lesenswerte Reihe mit politischer Brisanz

Der dunkle Bote -

Der dunkle Bote
von Alex Beer

Bewertet mit 5 Sternen

Er wollte all das und noch viel mehr

„Der große Krieg war hungrig gewesen, und so gab es kaum eine Familie, die kein Grab zu besuchen hatte. Gebeugte Greisinnen gingen an ihm vorbei, Kinder, die ihre Väter kaum gekannt hatten, schluchzende Frauen, deren Hoffnung auf ein stilles Glück irgendwo im Feindesland verscharrt worden war.“

Inhalt

Beruflich läuft es mittlerweile für August Emmerich und seinen jungen Assistenten Ferdinand Winter etwas besser, immerhin haben sie sich mit der Aufklärung neuer Morde einen gewissen Rang bei der Mordkommission erarbeitet und treten nun in einen Wettstreit mit einem anderen Ermittlerteam, um den Bezug eines größeren Büros. Doch privat werden die Schatten wieder länger. Denn seine geliebte Luise befindet sich nach wie vor in den Fängen ihres gewalttätigen Ehemanns, dessen Aufenthaltsort nicht bekannt ist. Allerdings wird sich das bald ändern, denn Xaver Koch plant einen politischen Umsturz und aktiviert seine zwielichtigen Bekanntschaften aus der Unterwelt, um seinen Plan durchzusetzen. Doch auch Emmerich treibt sich in diesen Kreisen herum und ist eifrig bemüht, eine scheinbare Serie von Morden aufzuklären, die den Stempel des Teufels tragen. Als sich die Wege der beiden Männer kreuzen, steht für Emmerich fest, dass er den Nebenbuhler endgültig eliminieren muss, wenn er jemals wieder glücklich sein möchte. Doch die Zeiten des Umbruchs lassen nur wenig Raum für emotionale Befindlichkeiten, denn jeder muss schauen, wo er bleibt und welche Opfer er bringen kann, ohne selbst dabei unterzugehen …

Meinung

Da ich in kurzer Folge bereits die ersten beiden Bände der Reihe gelesen habe, und nun mit dem dritten Teil abermals einen spannenden, historischen Kriminalroman gelesen habe, wird auch die Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen. Alex Beer schafft Wiedererkennungswerte und pflegt einen unterhaltsamen, erzählerischen Stil, der nicht nur der Kriminalhandlung Leben einhaucht, sondern auch der Rahmenhandlung samt ihren Protagonisten und deren Befindlichkeiten. Mittlerweile fühlt man sich als Leser schon regelrecht involviert, wenn man mit den Schmugglern, Trinkern und Mördern in zwielichtigen Kneipen verweilt und der Spur der Verwüstung durch das kalte Wien des Jahres 1920 folgt.

Nach wie vor gefällt mir die politische Einbindung der Morde in diese dunkle Zeit voller Wut, Armut und Verdruss sehr gut. Dadurch bekommen sowohl die Morde als auch die Motive eine andere Aussage und längst geht es nicht nur um die Bekämpfung des Bösen durch die Polizei, sondern um die Sensibilisierung des Lesers für den herrschenden Zeitgeist, bei dem die Konturen zwischen Recht und Unrecht oftmals verschwimmen und nicht alle Bösen tatsächlich die Übeltäter sind. Gerade der tägliche Überlebenskampf mancher Bevölkerungsgruppe wird so dramatisch dargestellt, dass man anstatt Vorwürfen bald nur noch Mitleid empfindet und gewissermaßen die Selbstjustiz gutheißt oder ihr zumindest Verständnis entgegenbringen kann.

Fazit

Auch hier werden es wieder 5 Lesesterne, gerade weil mir diese Reihe so ans Herz gewachsen ist und jeder neue Band eine mir mittlerweile bekannte Stimmung heraufbeschwört und mich in die damalige Zeit eintauchen lässt, die sich aus sicherer Distanz umso interessanter gestaltet. Obwohl man alle Bücher auch eigenständig lesen kann, da die Mordserien abgeschlossen sind, würde ich dennoch die Einhaltung der Chronologie empfehlen, vor allem, weil dadurch die Nähe zum Hauptprotagonisten entsteht, der mit seinem Wesen einen ganz entscheidenden Beitrag zu den jeweiligen Fällen liefert. Auch die Hintergründe, die ihn selbst antreiben, seine zahlreichen Verluste und die dennoch ungebrochene Entschlusskraft machen nicht nur ihn, sondern die ganze Reihe zu einem besonderen Lesevergnügen im Genre des historischen Kriminalromans.