Rezension

Liebe auf drei Ebenen

Wellenkinder -

Wellenkinder
von Liv Marie Bahrow

"Wellenkinder" erzählt die Geschichte von drei Menschen: Margit, die als Kind 1945 aus Ostpreußen flieht und währenddessen Grausames erlebt; Oda, die 1970 beim Fluchtversuch aus der DDR erwischt wird; und Jan, der 2022 nach langer Zeit in seine Heimat Rügen zurückkehrt, um sich um seinen sterbenden Vater zu kümmern. Wir begleiten die drei durch ihre Schicksale und erfahren erst nach und nach, inwieweit die drei miteinander verknüpft sind.

Dass ich es hier mit einem so wilden Buch zu tun bekomme, hätte ich am Anfang der Lektüre echt nicht gedacht. Dabei fängt es gerade zu Anfang sehr ruhig an - für meinen Geschmack ein bisschen zu ruhig. Es dauert ziemlich lange, bis erste Zusammenhänge zwischen den Handlungssträngen der Figuren sichtbar werden (was sicher auch die Intention der Autorin war) und an manchen Ecken wirkte es ein bisschen so, als würde sich die Geschichte etwas zu sehr in historischem Leid suhlen, ohne wirklich etwas daraus zu machen.

Dafür ging es ab ungefähr der Hälfte Schlag auf Schlag. Alle drei Geschichten entwickeln sich sehr spannend und tatsächlich hatte ich echte Probleme, das Buch aus der Hand zu legen - auch wenn ständig Dinge passierten, über die ich etwas mit den Augen rollen musste. Am absurdesten fand ich mehrere, relativ kurz aufeinanderfolgende Plottwists, die in ihrer Menge die Geschichte einfach absolut unrealistisch machten, was eigentlich schade ist, da ja durchaus reale Schicksale, z.B. der Umgang mit gescheiterten Republikflüchtlingen in der DDR, thematisiert werden.

Gerade das Ende war mir dann doch ein bisschen zu hanebüchen und machte ein bisschen eine Geschichte kaputt, die interessant aufgebaut war und wichtige Aspekte der deutschen Geschichte ansprach. Vor allem im Nachhinein fällt mir immer mehr auf, wie gut die Handlungsstränge doch eigentlich miteinander verwoben waren und wie die Autorin es eigentlich gut geschafft hat, immer das zentrale Thema der Liebe eines Elternteils anzusprechen. Leider ist das alles etwas unter der übertriebenen Thematik und etwas zu viel Kitsch untergegangen. Schade!