Rezension

Liebe in der Fremde

¡paraguay, Mi Amor! -

¡paraguay, Mi Amor!
von Wiebke Groth

Bewertet mit 3 Sternen

„...Alles, was sie ist und wie wunderbar sie sich entwickelt hat, ist Dir und Jola anzurechnen, aber bitte gewähre deinem kleinen Bruder den Wunsch, seiner leiblichen Tochter in die Augen blicken zu dürfen...“

 

Diese Zeilen sollen Valeskas Leben gehörig auf den Kopf stellen. Im Jahre 1999 nach ihrem Abitur erfährt sie, dass Jost ihr Vater ist. Er hat ihre Mutter geschwängert, als sie schon mit seinem Bruder zusammen war. Jost lebt in Paraguay. Kurzerhand reist Valeska dorthin.

Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Die Informationen über das Leben in Paraguay zeugen von einer ausführlichen Recherche.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Ab und an ist er allerdings etwas vulgär. Das wertet in meinen Augen die Beziehung zwischen Ramon und Valeska ab.

Apropos Ramon: Er ist Josts Ziehsohn. Sein Vater hatte sich politisch betätigt und war ermordet worden. Kurz drauf hat Jost Isabella kennengelernt. Zusammen mit ihr betriebt er eine Farm.

Mit den Protagonisten bin ich nicht richtig warm geworden. Das hat einige Gründe. Gleich am Anfang warnt Jost seine Tochter.

 

„...Die Männer und Jungen hier sind nicht immer so zurückhaltend wie du es aus Deutschland kennst!...“

 

Ramon ist ein typischer Macho. Valeska zeigt ihm am Anfang zwar deutlich die Grenzen auf, kann sich dann aber seinen Charme und seinen Begehren nicht entziehen. Jost macht ihnen klar, was geht und was nicht, zumal zwei jüngere Geschwister in der Familie leben. Valeska aber reagiert teilweise wie ein trotziges Kind, wenn es um Regeln geht. Was nützt eine Entschuldigung, wenn ich mein Verhalten nicht ändere? In meinen Augen missbraucht sie das Gastrecht. Das betrifft auch ihr Verhalten gegenüber der 16jährigen Halbschwester. Sie gestattet ihr Freiheiten, die nicht mit den Geboten der Eltern in Einklang zu bringen sind. Und da Paraguay nicht Deutschland ist, ist das Ganze nicht ungefährlich. Die folgenden Zeilen belegen das.

 

„...Hier denken Männer anders über Frauen und zeigen es auch! Sie nehmen sich leider sehr oft, was sie wollen!...“

 

Ramon verschweigt seinen Eltern auch, dass er Mitglied der LAPED ist, einer politischen Organisation, die sich gegen das herrschende Regime auflehnt. Damit gefährdet er nicht nur sein Studium der Medizin, sondern setzt sein Leben aufs Spiel, zumal er schon einmal in den Fängen der Polizei war.

Heftig ist die Geschichte von Carmen. Sie wirft einen Blick auf die dunklen Zeiten in Paraguay.

Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Allerdings gibt es für mich eine Diskrepanz zwischen der Bildung der Protagonisten und ihrer Umgangssprache.