Rezension

„Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist eine Entscheidung.“

Flugfedern - Simone Regina Adams

Flugfedern
von Simone Regina Adams

Bewertet mit 5 Sternen

Thibaut ist noch ein sehr junger Mann, als er Sophie vor einer Vergewaltigung rettet. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. wo er mit seiner Großmutter lebt. Nach wenigen Wochen verschwindet Sophie. Als die beiden wieder aufeinander treffen, ist sie von einem anderen Mann schwanger. Dennoch hofft Thibaut auf einen Neubeginn mit ihr und dem Kind.

Die Novelle beginnt, als Thibaut und Sophie noch sehr jung sind. Bruchstückhaft erinnert sich Thibaut an seine Kindheit. Von der Mutter verlassen, wächst er bei der Großmutter auf. Seine Erinnerungen sind sehr stark sexuell konnotiert. Es ist sein immenser Wunsch nach Nähe und Geborgenheit, dass er Sophie bei sich halten will. Doch für Sophie ist diese Nähe zu viel zu einengend. Jahre später, als Thibaut mit Helene verheiratet ist und selbst eine Tochter hat, erhält er von Sophie einen Brief.

Zwischen dem zweiten und dritten Kapitel der Novelle ist ein Bruch von einigen Jahren. Aber auch im folgenden Text, lebt die Geschichte zunächst von den Erinnerungen Thibauts, an ein Leben mit Sophie und ein Leben nach Sophie. Jetzt als Ehemann, Vater, Psychologe, beginnt er über den Verlauf seines Lebens nachzudenken.
„Er stellte sich vor, dass man letztlich daran irre wird, wenn man sich zu weit von seinem eigenen Lebensfaden entfernt. Man wird irre daran, dachte er, weil es dann keine Identität mehr gibt, keine Vergangenheit, keine Orientierung und keinen Halt.“ Er fühlt sich abseits seiner Lebenslinie, diese Linie, die man erst spürt, wenn man sie verlassen hat. Er glaubt sich aus der Bahn geworfen, hadert, ober Sophie wiedersehen will oder nicht.

Simone Regina Adams schreibt im Prolog, über den Nashornvogel, der für sein Weibchen in einer Baumhöhle sein Nest baut, in das sie gerade so hineinpasst Sie reißt sich die Flugfedern aus du polstert damit, das Nest, das Männchen versorgt sie durch eine kleine Öffnung mit Futter und Wasser. In dieser Enge braucht das Weibchen ihre Flugfedern nicht. In der menschlichen Wirklichkeit funktioniert so etwas aber nicht. Sehr behutsam setzt die Autorin ihre Worte, erzählt von den Sehnsüchten und Ängsten, von Lebensplänen, die mit der Liebe kollidieren.

„Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist eine Entscheidung.“ Letztlich entscheidet sich Thibaut.