Rezension

Liebe Macht blind

Wolken über Gut Eichenwalde -

Wolken über Gut Eichenwalde
von Nora Berger

Bewertet mit 4 Sternen

„...Antonia gähnte hinter vorgehaltener Hand, die lange Fahrt ermüdete sie allmählich. Das regelmäßige Rattern des Zuges war einlullend und ihr fielen immer wieder die Augen zu. Dann träumte sie, dass das alles gar nicht wahr sein konnte, der Verlust ihres Vaters und der plötzliche Tod der Mutter...“

 

Wir schreiben das Jahr 1926, als Antonia von einer Fürsorgerin auf das Gut ihres Großvaters nach Eichwalde gebracht wird. Sie ist gerade 16 Jahre jung und hat einige Zeit im Waisenhaus verbracht.

Die Autorin hat einen vielschichtigen historischen Roman geschrieben. Darin wird deutlich, dass gerade auf dem Lande die Folgen des Krieges noch nachwirken, während sich in den Städten überschäumende Lebenslust breit macht.

Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Allerdings könnte die Schrift etwas größer und dunkler sein. Die kleine, blasse Schrift stört den Lesefluss und lässt das Auge schnell ermüden.

Der Großvater nimmt die Enkelin auf und gibt ihr ein Heim. Schnell zeigt sich aber, dass Theresa, seine Frau, das Mädchen so schnell wie möglich wieder los werden will. Auch Margarethe, Theresa Tochter aus erster Ehe, ist gehässig zu Antonia. Sie ist nach einem Reitunfall leicht behindert und neidet Antonia ihre Gesundheit.

Freundlicher tritt ihr Maximilian, Margarethes Bruder, gegenüber. Antonias Zuneigung gehört sofort ihn.

Der Großvater will auf den Gut wieder Pferde züchten. Der Krieg hat den Bestand enorm reduziert. Max nutzt die Gelegenheit und reist nach England, wo er einen Freund hat. Hier zeigt sich, dass der junge Mann das leichte Leben und die Vergnügungen liebt, aber nicht mit Geld umgehen kann. In England lernt er das Polospiel kennen. Er möchte auf den Gut selbst Turniere organisieren. Das Spiel wird sehr gut beschrieben.

 

„...Du bist ja zum Glück ein sehr guter Reiter. Aber wundere dich nicht über den Sattel. Er ist absichtlich flach gehalten, damit man sich bei einer Vor- oder Rückhand, einer Back, besser wenden und drehen kann...“

 

Schon vor Antonias Ankunft stand es mit der Ehe des Großvaters nicht zum besten. Er hält das Geld zusammen und hat in erster Linie die Zukunft des Gutes im Auge. Seine Frau möchte ein bequemes Leben als Gutsbesitzerin und am besten einiges am Gut umbauen.

Antonia wird ihre Liebe zu Max zum Verhängnis. Sie deckt sein Vergehen und verlässt das Gut. In meinen Augen ist sie sehr naiv. Auch nachdem sie die Wahrheit weiß, hat sie nichts dazugelernt. Sie vertraut Max blind. Das könnte ihr in den folgenden Teilen noch zum Verhängnis werden.

Spannung bezieht das Buch auch den schwierigen Beziehungen der Protagonisten.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.