Rezension

Liebevolle Charaktere, atmosphärische Settings und überraschende Wendungen

Ein Juwel in den Trümmern -

Ein Juwel in den Trümmern
von Lea Diamandis

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ewiger Sommer - angenehm warme Temperaturen, von früh morgens bis spät abends hell und durch die langen Tage die perfekte Zeit, viel Draußen zu sein. Klingt perfekt, oder? Nicht aber in Robins Welt. Dort ist es unerträglich warm, das Wasser wird knapp und die Bevölkerung hat Schwierigkeiten, unter diesen extremen Bedingungen zu überleben. Schuld daran sind die Magier, die vor vielen Jahren das Frühlings-, Herbst- und Winterkönigreich zerstört haben. So wird es der Prinzessin Robin zumindest erzählt. Deshalb ist es ganz normal für sie, dass Magier nicht geduldet, sondern wegen ihrer bloßen Existenz mit dem Tod bestraft werden. Robins Leben zwar nicht perfekt, aber angesichts der Zustände, die bei dem einfachen Volk herrschen, zumindest lebenswert. Bis zu dem Tag, an dem sie vor ihrer Familie fliehen muss und sich mit ihrer besten Freundin Noire an ihrer Seite auf eine gefährliche Reise begibt, bei der sie viel Neues über die Geschichte der Jahreszeitenkönigreiche und über Magie erfährt, sich aber auch persönlich weiterentwickelt.

Gemeinsam mit Robin und den anderen Charakteren entdecken wir nach und nach immer mehr Orte auf dem Kontinent, die alle eine eigene Atmosphäre vermitteln und neue Seiten aufzeigen, aber auch die Charaktere und ihre Beziehung zueinander prägen. Diese Wechsel des Settings sorgen für Abwechslung und dafür, dass wir die Welt mit ihren verschiedenen Facetten nach und nach kennenlernen. Vorstellbar wird alles auch durch eine bildliche Sprache, die das teilweise doch sehr kontrastreiche Setting gut darstellt und für eine hohe Anschaulichkeit sorgt. Man ist nah an der Geschichte dran und saugt gerne alle Eindrücke in sich auf, um noch mehr über den Kontinent und der Welt, in der die Charaktere leben, kennenzulernen. Aber Achtung: es sind nicht nur friedliche, angenehme Orte, sondern auch welche voller Zerstörung und Leid.

Diese Geschichte ist geprägt durch schöne Charakterentwicklungen und liebenswerte Charaktere, die alle mehr mit sich zu tragen haben, als es zunächst scheint. Sie wirken authentisch und werden nicht als perfekt dargestellt, sondern haben Fehlentscheidungen getroffen, Schwierigkeiten zwischenmenschliche Beziehungen zuzulassen oder andere Makel, die sie menschlich machen. Insgesamt gibt es eine schöne, individuelle Charakterzeichnung. Auch die als negativ oder gar böse dargestellten Charaktere haben eine eigene Persönlichkeit und Hintergründe für ihr Handeln, sodass sie nicht blass bleiben. Ein Schwarz-Weiß- oder Gut-Böse-Denken gibt es auch nicht – oftmals ändert man seine Meinung über die Charaktere auch im Laufe der Geschichte, sodass es lebendig und in Bewegung bleibt.

Besonders gut gefällt mir auch der Magie-Aspekt. Wie Magie funktioniert und was mit ihr bewirkt werden kann, wird an vielen Stellen anschaulich erklärt und gemeinsam mit Robin entdecken wir immer neue Aspekte und Erscheinungsformen der Magie.

Es ist eine gute Balance zwischen Handlung, Spannung, überraschenden Wendungen, dynamischen Szenen wie Kampfszenen und ruhigere Situationen mit Fokus auf der Entwicklung der Charaktere erreicht worden, die das Lesen auf vielen Ebenen zu einem Lesegenuss machen. Zusätzlich gibt es eine sehr leise Liebesgeschichte, die sich langsam aufbaut und nicht im Vordergrund der Geschichte steht, diese aber gut ergänzt.

Zu beachten ist, dass auch gewaltvolle Szenen Raum in dieser Geschichte bekommen. Besonders extrem ist es im Prolog, aber auch zwischendurch werden vor Gewalt und blutigen Szenen nicht die Augen verschlossen. Es nimmt nicht überhand, aber wenn ihr dies gar nicht abkönnt oder es euch triggert, ist es vielleicht nicht das richtige Buch für euch.

Insgesamt ist es ein toller Auftakt einer Trilogie, der viel Spaß und Lesegenuss, auch für die Folgebände, verspricht.