Rezension

Lustig, aber ohne Konzept

Freizeichen - Ildiko von Kürthy

Freizeichen
von Ildiko von Kürthy

Bewertet mit 3 Sternen

"Freizeichen" ist mein erster Roman vo Ildikó von Kürthy und noch bin ich unentschlossen, ob es auch mein letzter bleibt.

Zuerst zum Inhalt: Annabel Leonhard besucht für eine Woche spontan ihre reiche Tante auf Mallorca, um sich über ihr Leben und ihre eingeschlafene Beziehung mit ihrem Lebensgefährten Ben klar zu werden. Dort trifft sie einen potentiellen Kandidaten zum Fremdgehen, eine neue Freundin und die viel hübschere Konkurrentin, die zu Hause um ihre Ben buhlt...

Ich bin eigentlich nicht die klassische Leserin von Frauenromanen. Nur selten verirre ich mich in diese Welt, die in der Regel mit zu oberflächlichen, zu dummen, zu zickigen und/oder zu neurotischen Anfang-30-Frauen gespickt ist. Und auch in "Freizeichen" begegnet dem Leser mit Annabel eine neurotische 31jährige, deren Weltbild aufgrund einer unfassbar großen Gewichtszunahme (ja, ganze 3.5 kg) auseinander gebrochen ist. Ein Plus von Ildikó von Kürthy gegenüber anderen Autoren ist es aber, dass sie dieses oberflächliche, wegen überzogener Kleinigkeiten ausflippende nervliche Wrack, das sie als Protagonistin auserwählt hat, dank lockerem, witzigen Schreibstil durchaus sympathisch erscheinen lassen kann.

Was allerdings stört, sind die von nichts ausgelösten endlosen Gedankenmonologe der Protagonistin über dieses und jenes. Ohne erkennbares Konzept wird einfach ständig willkürlich über irgendwas dahinschwadroniert, was teilweise zwar ziemlich lustige Anektödchen liefert, aber überhaupt nicht in die Handlung passt und den Leser jedesmal unnötig aus dieser herausreißt.

Insgesamt habe ich bei der Lektüre viel gelacht und trotz merklicher Mängel einen verregneten Nachmittag rumgebracht - ein zum Glück kurzer Nachmittag, denn schon wenn man das Buch zum ersten Mal aufschlägt, einen Blick auf die leicht überdimensionierte Schriftgröße und die teilweise halbseitigen und meiner Meinung nach überflüssigen, rosafarbenden (!) Fotografien wirft, wird sofort klar, dass mehr als ein 1.5 Stunden (mit Kaffeepause vielleicht ein 2 Stunden) dauernder Regenschauer mit diesem Roman nicht zu überbrücken ist.

Kommentare

lapina kommentierte am 16. September 2013 um 09:15

Also, ich liebe die Romane von Ildiko von Kürthy und habe auch (fast) alle gelesen. Mir gefällt ihr sehr witziger, lockerer Schreibstil und ihre nicht perfekten Protagonistinnen, die von einem Fettnäpfchen ins andere treten. Klar ist das keine anspruchsvolle Literatur, aber ich finde man muss beim Lesen auch einfach mal Spaß haben und lachen können. Ich schaue mir auch im Fernsehen manchmal gerne leichte Komödien an und nicht nur ganz schwere Kost, da sollte das auch bei Büchern möglich sein.

Sarah_O kommentierte am 16. September 2013 um 10:19

Sicher, warum auch nicht. Bei diesem Buch haben mich aber eher die ganzen Abschweifungen gestört. Ich mag allerdings auch diese klassischen Fettnäpfen-Komödien nicht besonders, auch nicht bei Büchern. Wenn irgendeine zickige Frau von einer Katastrophe zur nächsten stolpert - das ist mir einfach zu albern und unrealistisch. Trifft jetzt auf dieses Buch nur bedingt zu, aber so Sachen wie Anne Hertz oder generell die Chick-Lit haben mich schon so einige Nerven gekostet, davon lasse ich mittlerweile die Finger.