Rezension

Mach dich auf den Weg

Walking in the Rain
von Dept.store for the Mind

Bewertet mit 4 Sternen

Ich komme gerade von einem Spaziergang und habe einmal versucht, einige Anregungen aus diesem Buch umzusetzen. Ganz bewusst einen Schritt nach dem anderen setzen, sich mit allen Sinnen auf die Umgebung einlassen, Geräusche, Stimmen und Gerüche wahrnehmen… dies und vieles mehr empfehlen die Autoren in dem kleinen, aber feinen Büchlein.

Dass Gehen an der frischen Luft den Körper in Schwung bringt, den Kopf freimacht und die Gesundheit fördert, ist allgemein bekannt. An diesem Buch gefiel mir vor allem, wie vielseitig die Erfahrungen der Autorinnen und Autoren zu diesem Thema sind. Kate Peers zum Beispiel lässt sich beim Gehen am liebsten von der Natur ermutigen, die ihr den ewigen Kreislauf des Lebens vor Augen führt und ihre alltäglichen Probleme nichtig erscheinen lässt. Für die Künstlerin Antonia Thompson ist das regelmäßige Gehen wie Tagebuch führen und ein Weg zur kreativen Freiheit. Eine sehr extreme Form des Gehens ist das Pilgern, das auch Blinden ermöglicht wird. Gert-Jan de Horn berichtet, wie er den „Camino Walking Blind“ ins Leben rief und lässt einzelne Teilnehmer von ihren persönlichen Eindrücken berichten.

Als Stadtmensch konnte ich mich am meisten mit der Geschichte von Clare Barry identifizieren. „Switched on but disconnected“ – so beschreibt sie den Zustand vieler Großstadtmenschen, die bestens vernetzt und erreichbar, aber nicht mehr empfänglich sind für sinnliche Eindrücke in unmittelbarer Nähe. Tatsächlich laufen einem in der Stadt ständig Leute über den Weg, die auf ihr Handy starren. Barry möchte Abhilfe schaffen und bietet in London „Urban Curiosity Walkshops“ an, bei denen man mit Gleichgesinnten eine Stadttour zu Fuß unternimmt.

Ob in der Stadt oder Natur – das Buch macht Lust, von der Couch aufzuspringen, in bequeme Schuhe zu schlüpfen und sich auf den Weg zu machen.