Rezension

Macht nachdenklich

Boten des Wandels - Holger Schulz

Boten des Wandels
von Holger Schulz

Bewertet mit 5 Sternen

Holger Schulz ist Biologe und hat sich den Weißstörchen verschrieben. Er begleitet sie auf ihren Flügen in die Winterquartiere, erforscht ihr Leben sowohl im Storchendorf Bergenhusen als auch in den unwirtlichen und gefährlichen Ländern Afrikas. Für seine Störche nimmt er sehr viel auf sich.

Mit dem Buch "Boten des Wandels" nimmt Holger Schulz den Leser mit in seine Welt. Man erfährt, wie der junge Holger Schulz zu seinem Beruf kam und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Doch er hat seinen Traum wahr gemacht. Anschaulich beschreibt er, wie schwierig der Beginn des Storchenschutzes selbst in Deutschland und der Schweiz war. Er berichtet über die anfänglich gemachten Fehler und die daraus entstandenen Konsequenzen. Was heute selbstverständlich erscheint, entstand durch lange Auseinandersetzungen. Man erlebt mit ihm die Höhen und Tiefen im Storchenleben in Bergenhusen. Dies sind zum Teil traurige, zu Herzen gehende Geschehnisse, aber auch Geschehnisse, die den Leser aufatmen lassen werden. Besonderes Augenmerk verdienen hier die Reisebeschreibungen auf der Zugroute der europäischen Störche. Holger Schulz beschreibt wirklich sehr bildhaft die Strapazen der Biologen. Gerade der afrikanische Kontinent birgt Gefahren durch Überfälle und nicht kalkulierbare Risiken aufgrund des unwegsamen Geländes. Hier wird richtig klar, daß ein Forscherleben nicht nur aus purer Romantik besteht. Der Autor liebt seine Störche jedoch - und so ist ihm nichts zu belastend für ihre Erforschung. Seine Forschungsergebnisse vermittelt er auf verständige Art. Auch als Laie kann man seinen Ausführungen folgen und diese verstehen. Man lernt viel dazu und bekommt ein neues Verständnis für diese bezaubernden Vögel. Jedoch lernt man nicht nur über Störche dazu, sondern auch über das Leben ihrer Nahrung. Es war faszinierend zu erfahren, wie aus einer einzelnen Heuschrecke eine gefräßige Wanderheuschrecke wird. 

Angereichert ist das Buch durch interessantes Kartenmaterial, welches die Zugrouten der Störche und die Reiserouten der Expeditionen zeigt. In der Mitte des Buches befindet sich ein Bildteil mit Farbfotos. Zum Teil sind diese einfach wunderschön. Zum anderen Teil traurig und aufrüttelnd. Sie zeigen auf, welche Auswirkungen der Wandel der Natur auf die Lebensweise der Störche hat und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. Bilder von Störchen auf spanischen Müllkippen, mit Plastikringen über dem Schnabel oder Plastiktüte an den Beinen. Zum Tode verurteilt - man hat als Leser dabei Tränen in den Augen und beginnt umzudenken. Holger Schulz hat damit sein Ziel erreicht - und man merkt, daß der Titel des Buches nicht treffender hätte gewählt werden können!