Rezension

Machtlos

Baby Doll - Hollie Overton

Baby Doll
von Hollie Overton

Bewertet mit 4 Sternen

Die Tür ist offen, das kann nur eine Falle sein, oder? Nach über acht Jahren Gefangenschaft nutzt Lily die Gelegenheit, dass ihr Entführer vergessen hat, die Tür zu schließen. Obwohl es winterlich kalt ist, schnappt sie sich ihre kleine Tochter und rennt. Schon bald erkennt sie, dass sie ganz in der Nähe ihres Elternhauses ist. Sie holt noch einmal alles aus sich heraus, erschöpft klingelt sie an der Tür und ihre Mutter vermag kaum zu glauben, was sie sieht. Nach so langer Zeit steht ihre vermisste und tot geglaubte Tochter vor ihr. Es könnte ein wunderbares Wiedersehen werden. Doch so einfach ist es nicht.

 

Was in anderen Büchern vielleicht der Schlusspunkt wäre, bildet hier den Beginn der Geschichte. Nach Jahren der Entführung und der Gefangenschaft kehrt eine junge Frau zurück nach hause. Sie hat sich verändert, sie hat eine Tochter bekommen, sie hat ihre Tochter beschützt. Sie ist ein anderer Mensch geworden. Auch ihre Lieben haben sich verändert. Zu all dem, was sie während ihrer Gefangenschaft ertragen musste, erfährt sie nun auch noch, dass ihr geliebter Vater bereits relativ kurz nach der Entführung zusammen gebrochen ist und verstarb. Auch ihre Schwester ist nicht mehr die Alte. Zwar gab es zwischen den eineiigen Zwillingen auch mal Zickenterror, aber im Grunde waren sie ein Herz und eine Seele.

 

Was geschieht, wenn eigentlich mal etwas gut ausgeht? Das danach wird häufig nicht so genau beleuchtet und genau hier setzt dieser Roman an. Mit dem Ende der Entführung hat das Leid kein Ende. Eine so lange Zeit der Abwesenheit hinterlässt Spuren in den Seelen der Betroffenen. Nicht nur die entführte Lily kann sich nur schwer an ihre Freiheit gewöhnen, trotz der großen Freude, dass sie wieder da ist, auch ihre Familie muss sich umstellen. Hinzu kommt der Presserummel. Die Untaten des perfiden und gestörten Täters, die Lily über sich ergehen lassen musste, sind im Nachhinein auch für ihre Familie schwer zu ertragen. 

 

Ein packendes nicht so happy ever after, das betroffen macht und mitfühlen lässt. Wenn auch manches etwas unerklärt wirkt und Kleinigkeiten im Ungewissen bleiben, ist der Spannungsbogen doch bestens gespannt. Das Debüt von Hollie Overton ist eine sehr gelungene Darbietung.