Rezension

Männerbranche

Kalter Schuss ins Herz - Wallace Stroby

Kalter Schuss ins Herz
von Wallace Stroby

Bewertet mit 4 Sternen

Crissa Stone arbeitet in einem Bereich dem man gut als Männerdömane bezeichnen kann. Nein, sie ist keine Kfz-Mechanikerin, auch keine Physikerin. Crissa ist Vollzeitdiebin oder Ganztagsverbrecherin. In dieser Welt, die noch hauptsächlich von der männlichen Seite dominiert wird, muss Crissa sich erst einmal behaupten und ihren Platz in diesem Bereich finden. Doch das gelingt ihr gut. Sie ist clever, handelt sowohl überlegt als auch vorsichtig, ist nach außen hin eiskalt und zuverlässig. 
Im ersten Band der Thriller-Reihe möchte die Gaunerin Wayne Boudreaux, den Mann der ihr am Herzen liegt aus dem Gefängnis holen. Allerdings benötigt sie dazu eine Menge Geld. Da kommt ihr natürlich ein relativ einfacher Geldraub mit hohem Gewinn genau richtig. Bei dieser absolut sicheren Sache gibt es aber dann einen Toten. Ungünstig nur, dass der Tote der Schwiergersohn eines Mafiabosses war. Damit fängt der Ärger erst richtig an.

Wallace Strobys Idee seinen Gangsterthriller von einer weiblichen Protagonistin handeln zu lassen, kann ich nur befürworten. Crissa hat bereits ihren Platz in der Szene gefunden und wie es scheint, hat sie sich dort bereits einen Namen gemacht. Auf dem ersten Blick scheint die Frau abgeklärt und relativ "abgebrüht" zu sein. Doch der Autor bringt ein Kind ins Spiel, so dass an diesen Stellen sehr wohl ihre weibliche und ja auch ihre eher verletzliche Seite durchblitzt. 
Die beschriebene Gangsterszene ist sehr glaubhaft beschrieben. Genau so stelle ich mir sie vor. Die Verbrecher sind alle relativ unberechenbar, skrupellos, man kann ihnen nicht trauen und einige von ihnen sind wirklich derb. Eine Gesellschaft, in der man sich nicht unbedingt aufhalten möchte. Ein paar Mal erschienen mir die Charaktere allerdings etwas zu derb. Für meinen Geschmack wäre das nicht notwendig gewesen.
Strobys Erzähltempo hat mir, an manchen Stellen, ehrlich geschrieben den Atem verschlagen. In den jeweiligen Szenen geht es zack zack und schon ist man in der nächsten Situation. Diese Ortswechsel werden aber z.B. nicht durch einen Absatz oder vielleicht sogar einem neuen Kapitel gekennzeichnet. Lange Erklärungen im Voraus bzw. zum Ende des Geschehens hin sucht man ebenso vergebens. Viel eher muss man sich einfach im nächsten Satz in der nächsten Zeite neu orientieren und bemerkt mit einem Mal, dass sich Crissa z.B. schon wieder auf ihrer Heimreise in New York befindet. Der Leser muss schnell kombinieren.
Durch die schnellen Wechsel, ist das Erzähltempo sehr hoch und die Spannung baut sich dadurch, wie ich finde, noch mehr auf. Herzrasen war, während des Lesens, mein ständiger Begleiter. Es hätten nur noch feuchte Hände und Schweißperlen auf meiner Stirn gefehlt.

Fazit:
Eine gut skizierte Heldin mit einem nervenaufreibenden Job, die ihren männlichen Kollegen in nichts nachsteht.