Rezension

Ernstzunehmende Konkurrenz für die harten Kerle

Kalter Schuss ins Herz - Wallace Stroby

Kalter Schuss ins Herz
von Wallace Stroby

„Kalter Schuss ins Herz“ ist, dem Pendragon Verlag sei Dank, der Auftakt einer neuen Thrillerreihe des amerikanischen Autors Wallace Stroby, in der, untypisch für dieses Genre, eine Frau im Zentrum des Geschehens steht. Allerdings ist sie weder Cop noch Privatermittler, sondern steht auf der andere Seite. Crissa Stone, so der Name der Protagonistin, ist ein abgebrühter Profi und hat immer ein offenes Ohr, wenn sie einen Tipp für einen lukrativen Raubüberfall bekommt. Größere Beträge Bargeld benötigt sie immer, denn sie fühlt sich verpflichtet, ihren Lebensgefährten auf legalem Weg aus dem Gefängnis zu holen. Und dazu bedarf es dieses erstklassigen Anwalts, dessen Honorarforderungen immens sind. Außerdem muss Crissa auch noch für den Lebensunterhalt der gemeinsamen Tochter aufkommen, die bei einer Verwandten aufwächst. Genügend Gründe also, auch einmal einen Job durchzuziehen, bei dem man ein ungutes Gefühl hat.

Als sie mit einem neuen Team den Tisch einer hochkarätigen Pokerrunde abräumen möchte, verliert ihr Komplize die Nerven und erschießt einen der Spieler. Zu dumm, dass dieser ausgerechnet der Schwiegersohn eines Gangsterbosses ist. Und der lässt nicht mit sich spaßen. Eddie Santiago, genannt „Eddie der Heilige“, frisch aus dem Gefängnis entlassener Killer ohne Skrupel, wird von ihm beauftragt, das Geld wiederzubeschaffen und den Schuldigen zu liquidieren. Die Hatz beginnt…

Es ist offensichtlich, dass Wallace Stroby seine Klassiker gelesen hat. Aber anstatt eine weitere männliche Hauptfigur einzuführen, hat er sich für die toughe Crissa Stone entschieden, die es auf ganzer Linie mit den Parkers des Genres aufnehmen kann. Allerdings konnte es sich der Autor dennoch nicht verkneifen, ihr die eine oder andere Eigenschaft zuzuschreiben, die eher als typisch weiblich gilt. Sie prügelt sich zwar wie ein Kerl und weiß sich durchaus zu verteidigen, aber eigentlich ist ihr Gewalt zuwider. Sie ist fürsorglich, kümmert sich um ihren inhaftierten Lebensgefährten und nimmt für ihn auch Risiken auf sich, die sie ansonsten wahrscheinlich vermieden hätte. Um das Wohl ihrer kleinen Tochter ist sie sehr besorgt. Sie möchte nicht, dass sie erfährt, womit ihre leibliche Mutter ihren Unterhalt bestreitet. Ebenso will sie vermeiden, dass das Kind im Falle ihrer Verhaftung der staatlichen Fürsorge überstellt wird, weshalb sie sie bei einer Verwandten aufwachsen lässt, die an dem Kind Mutterstelle vertritt. Was aber nicht heißt, dass dieser Verzicht ihr leicht fällt. Aber Crissa hat dieses Leben bewusst gewählt und ist auch bereit, dafür die Konsequenzen zu tragen.

Straff, schnörkellos und mit Tempo erzählt, vereint „Kalter Schuss ins Herz“ alle positiven Eigenschaften eines Hardboilers der „alten Schule“.

Neben der spannenden und actionreichen Handlung gibt es immer wieder auch Passagen, in denen die Dialoge mit lakonischem Humor glänzen. Dazu noch die detailliert ausgearbeiteten Personen – dafür gibt es eine nachdrückliche Leseempfehlung meinerseits. Und da im englischsprachigen Original bereits drei weitere Thriller mit Crissa Stone vorliegen, hoffe ich natürlich auf eine zügige Komplettierung der Reihe.