Rezension

Märchenhaft

Das Ende der Welt - Pierre Wazem, Tom Tirabosco

Das Ende der Welt
von Pierre Wazem Tom Tirabosco

Bewertet mit 5 Sternen

Fast apokalyptisch beginnt diese wunderbare Geschichte der beiden Schweizer Autoren. Es regnet in Strömen, ganze Sturzbäche ergießen sich über das Land. Man sieht die Hand vor Augen nicht mehr und die Landstraße ist bevölkert von Krötenschwärmen. In diesem Chaos wird durch einen tragischen Autounfall, verursacht durch einen umstürzenden Baum, eine halbe Familie ihr Leben lassen.

In der nächsten Sequenz zeigen Tirabosco und Wazem in berührenden, sehr eindringlichen graublauen Kreidezeichnungen, die das gesamte Buch durchziehen, eine alte Dame, welche bei strahlendem Sonnenschein in einem Geschäft die irritierte Verkäuferin um einen Schirm bittet mit dem Hinweis, man würde diesen bald dringend brauchen. Sehr merkwürdig, wäre da im nächsten Bild nicht diese junge Frau, auf dem nackten Wohnzimmerboden liegend, der Blick starr hinter einem regenverhangenen Fenster.

In den Nachrichten wird der Unwetternotstand ausgerufen. Es ziehen sogar Plünderer durch die Stadt. Ausgerechnet in dieser Nacht erreicht sie ein Anruf des Krankenhauses - ihr Vater liegt auf der Intensivstation. Die ohnehin angespannte Situation in dieser Wohnung eskaliert - ein Streit mit dem Freund. Die junge Frau kämpft sich durch die Stadt zu ihrem Vater, die geheimnisvolle alte Dame spannt ihren Schirm auf und macht sich ebenfalls auf den Weg. An dieser Stelle der Geschichte beginnen lose Fäden, Ahnungen, Bilder, Wortfetzen zusammen zu laufen bis hinein in ein betagtes Haus.

Die beiden Autoren/Zeichner haben eine sehr ergreifende, Sogwirkung entwickelnde Geschichte zu erzählen. Manchmal fast märchenhaft bis spirituell, aber nie plump, sondern auch mit einem Augenzwinkern, werden hier in symbolträchtigen Bildern psychische Grabenkämpfe einer jungen Frau auf dem Weg in die Freiheit gezeigt!