Rezension

Maeve Binchys letzter Roman

Ein Cottage am Meer - Maeve Binchy

Ein Cottage am Meer
von Maeve Binchy

Bewertet mit 5 Sternen

Aus Liebe hat Chicky ihr zu Hause in Irland verlassen. In Amerika wollte sie sich mit ihrem Freund Walter ein neues Leben aufbauen. Aber es kam anders, nach einiger Zeit verließ er sie und meinte, sie sollte am besten wieder nach Irland zurückkehren. Aber das war etwas, das Chicky aus Stolz nicht wollte. Sie flunkerte ihrer Familie vor, dass sie Walter geheiratet hat und dass es ihnen gut gehe. Nach Irland fuhr sie einmal im Jahr, um wieder aufzutanken, natürlich ohne Walter, denn der hatte immer viel zu tun.
Kurz bevor der Schwindel platzen sollte, entschließt sie sich, Walter bei einem Unfall sterben zu lassen.
Als sie einmal wieder zu Besuch in Irland bei ihrer Familie ist, wird ihr von der alten Miss Queenie Sheedy angeboten, das alte Anwesen, Stone House, zu kaufen. Queenie lebte ihr ganzes Leben lang mit ihren beiden Schwestern dort, aber seit dem die beiden verstorben waren, blieb sie allein zurück. Das Anwesen ist stark renovierungsbedürftig, denn Geld fehlte bei ihnen immer.
Chicky nimmt das Angebot an, sie wird gemeinsam mit Queenie aus dem Anwesen ein Hotel machen. Sie müssen unglaublich viel Arbeit und Geld hineinstecken, aber sie schaffen es, sich ihren Traum zu erfüllen und Stone House als Hotel an der Westküste Irlands zu eröffnen.
Sie eröffnen im Winter und schon in der Eröffnungswoche treffen sie auf die unterschiedlichsten Menschen ...

Maeve Binchys letzter Roman - und auch er ist wieder wie gewohnt voller Wärme, Herzensgüte und wunderbarer Begegnungen mit Menschen.

Chicky und ihre Crew leisten gute Arbeit, um das Anwesen Stone House in neuem Licht erstrahlen lassen zu können.
Nicht nur Chicky hat ihre eigene Geschichte und Vergangenheit, die hier im Buch zum Thema wird, auch ihr gesamtes Umfeld ist darin involviert. 
Rigger, der nach kriminellen Machenschaften und Heimaufenthalten von seiner Mutter als letzte Hoffnung nach Stoneybridge geschickt wird, erhält dort die Chance seines Lebens, sich zu besinnen und aus seinem Leben etwas zu machen.
Orla, die Nichte von Chicky, verließ Stoneybridge und ging nach London, um ebenso wie Chicky später wieder zurückzukommen. 
Jeder von ihnen war mehr oder weniger eine gescheiterte Existenz, aber Stone House fing sie auf und machte sie stark.

Auch die ersten Gäste haben ihre Geschichte. Ein Ärzteehepaar, ein schwedischer Unternehmer, ein alter Schauspieler und andere kommen auf die unterschiedlichsten Wege nach Stone House. Da gab es ein Preisausschreiben, ein Geschenk oder einfach nur der Zufall eines verpassten Fluges, was diese Menschen zusammenführte.
Sie sind verbittert, traurig, traumatisiert oder einfach nur vom Leben enttäuscht und versprechen sich nichts besonderes von dem Aufenthalt dort.
Aber es soll alles ganz anders kommen, denn der Großteil der Gäste fährt wieder ab mit einer Perspektive für das kommende Leben, einer neuen Aufgabe oder neuem Lebensmut.

Sehr einfühlsam erzählt die Autorin ihre Geschichten der verschiedensten Personen, die alle zusammengewürfelt dort im Westen Irlands zusammenkommen. Ihre Geschichten sind genauso verschieden, wie die Menschen selbst.
Aber es passiert dort etwas mit ihnen und lässt sie Hoffnung schöpfen.

Maeve Binchy war für mich eine der Geschichtenerzählerinnen schlechthin. Ich habe alle ihre auf deutsch erschienenen Bücher verschlungen. Sie konnte Geschichten erzählen, die den Leser fesseln, so auch in diesem Buch.
Man könnte jede Geschichte für sich erzählen, die sich letztendlich alle verbinden. Das war ihre Stärke.
Man trifft auch wieder auf alte Bekannte aus vergangenen Büchern, was mich in ihren Büchern immer gefreut hat, denn so verlor man liebgewonnene Protagonisten nicht völlig aus den Augen.
Auch dieser Roman spielt wieder an der Westküste Irlands, in die man sich als Leser auch versetzt fühlt. Da ich die Westküste liebe, bekomme ich jedes Mal Sehnsucht nach ihr, wenn ich die Bücher der Autorin gelesen habe. 

Maeve Binchy muss die Menschen geliebt haben, denn sonst hätte sie nie solch warmherzige Geschichten schreiben können, wie man sie hier wieder zu lesen bekommt.
Ich mochte ihre Protagonisten und habe sie sehr gern auf ihren Wegen begleitet.

Für mich ist es wieder eines der Bücher, die man gelesen haben sollte und von daher spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.