Rezension

Magievolle Geschichte in unserer Realität, die einfach nur verzaubert

Marmorkuss - Jennifer Benkau

Marmorkuss
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext

„Jarno, ein rastloser Underdog, küsst ein Dornröschen aus dem letzten Jahrhundert wach – und wird mit ihr in einen Strudel aus Liebe und Gefahr gezogen. Ein berührender Roman mit zwei Liebenden aus verschiedenen Zeiten, meisterhaft erzählt.

Er war ihr in einer alten, mit Rosen überwucherten Villa begegnet – der geheimnisvollen Figur aus weißem Marmor. Und Jarno hatte sich tatsächlich beim Fotografieren der steinernen Schönheit ein bisschen in sie verliebt. Wie verwirrt ist er nun, als nach seinem schüchternen Kuss eine lebendige junge Frau vor ihm steht, die weder elektrisches Licht noch zerrissene Jeans kennt und offenbar hundert Jahre geschlafen hat.
Es beginnt eine märchenhafte Liebesgeschichte und gleichzeitig ein Spiel auf Leben und Tod. Denn Jarno ist kein Prinz – im wirklichen Leben steckt er tief in einem Sumpf aus Verbrechen ...“

Gestaltung

Das Cover von „Mamorkuss“ ist genauso romantisch und zauberhaft wie die Geschichte selber. Die leicht pastelligen Farben sind wunderschön aufeinander abgestimmt und wirken winterlich. Dies passt perfekt zum Roman, da die Handlung im Januar/Februar spielt. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die rosa Rosen mit Spotlack aufgedruckt sind und sich so vom Rest des Covers abheben. „Mamorkuss“ hat eindeutig eins der schönsten Cover seit langem!

Meine Meinung

Und nicht nur das Cover ist eins der Schönsten, sondern auch der Inhalt. Zum einen war da der  wirklich beeindruckende, poetische, romantische und herzerwärmende Schreibstil von der Autorin Jennifer Benkau. Einerseits poetisch, aber andererseits auch wirklich sehr realistisch und alltäglich schildert sie die unterschiedlichen Situationen, in denen sich die Protagonisten Jarno und Klara befinden. Dabei versteht sie es wirklich ausgezeichnet die Wage zwischen Magie und Realität zu halten und die Grenzen zu verwischen, sodass man sich als Leser das ein oder andere Mal fragt, ob nicht wirklich irgendwo, vielleicht schon hinter der nächsten Ecke, etwas Zauber lauert.

Die Handlung von „Mamorkuss“ verknüpft unsere Realität mit etwas Magie gekoppelt an eine wirklich romantische Liebesbeziehung. Jarno verkörpert unsere Welt, wobei er in seinem Leben schon viel mitmachen musste. Er kommt aus schwierigen Familienverhältnissen, leb in einer Stadt, in der es für junge Menschen kaum Perspektiven gibt und Jobs Mangelware sind. Dennoch verfolgt er seinen Traum: er möchte Fotograf werden. Allerdings versinkt er immer weiter in dunklen Gassen und Machenschaften. Klara hingegen stammt aus einer völlig anderen Zeit. Gewöhnt an die Sitten und Gepflogenheiten des Jahres 1903, durch Elise, eine Hexe, zu Marmor verzaubert und 2014 durch Jarno wieder wachgeküsst, stößt sie in seiner Stadt überall an und ist mit der Moderne geradezu überfordert.

Diese beiden Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen aufeinander, helfen einander und lernen sich lieben zu lernen. Für Jarno war es Liebe auf den ersten Blick, bei Klara hingegen dauert es eine Weile, bis sie ihre tiefen Gefühle für den Fotografen erkennt. Klara stellt einen kleinen Lichtblick in Jarnos  trostloser, hoffnungsloser, trister und düsterer Welt dar. Dass die beiden Charaktere aus unterschiedlichen Zeiten kommen, sich dabei eigentlich wie Licht und Dunkel gegenüberstehen und sich dennoch eine erst zarte und dann innige Liebe zwischen ihnen entwickelt hat, war wirklich sehr schön mit zu verfolgen und auch sehr gut nachfühlbar.

Aus einer anderen Zeit kommend ist es auch immer sehr schön gewesen, mitzuerleben wie Klara für uns Leser alltägliche Dinge (wie z.B. Autos) komplett neu entdeckt. So sorgte sie auch das ein oder andere Mal für ein Schmunzeln oder Lachen auf meinen Lippen.

Die Figuren waren wirklich sehr gut ausgearbeitet, sodass ich als Leser das Gefühl hatte, reale Personen vor mir zu sehen und sie schon lange zu kennen. Ihre Handlungen und Gefühle waren sehr gut nachvollziehbar und stets logisch, vor allem, da Frau Benkau nicht zuletzt durch ihren fesselnden Schreibstil sehr gute Einblicke in das Innere der Figuren gibt. Selbst die Gedanken der bösen Hexe Elise waren klar erkennbar und so sorgte dieser Charakter das ein oder andere Mal für ein wenig Grusel.

Schade war im Zusammenhang mit Elise nur, dass man nicht sehr viel über ihre Gegner, die vermutlich guten Hexen, erfährt. Diese Hexen haben versucht Klara zu helfen, doch mit der Zeit, die verging als Klara in Marmor verwandelt war, schienen sie gänzlich verschwunden zu sein. Ein wenig mehr über die Hintergründe dieser Hexengruppe, ihrer Ziele und ihrer Schwächung zu erfahren, wäre schön gewesen.

Besonders gut gefallen hat mir an „Mamorkuss“ auch das Spiel mit den Erzählstilen. Das Buch ist in verschiedene Teile gegliedert und gerade der erste Teil, der die Figuren, Klaras Verzauberung und die Handlung einführt, sticht hierbei besonders hervor. Gegliedert ist dieser erste Teil in Abschnitte, jeweils geschildert aus Jarnos Sicht in der 3. Person in Vergangenheitsform und Klaras Sicht in der Ich-Perspektive in Gegenwartsform. Das Besondere hierbei ist, dass immer der letzte Satz der Abschnitte der verschiedenen Protagonisten im ersten Satz vom nächsten passend beendet wird. Das heißt im ersten Abschnitt endet Jarno mitten im Satz, der dann im folgenden Abschnitt von Klara aus ihrer Sicht passend beendet wird. Im zweiten Teil von „Mamorkuss“ gibt es dann wieder einen Wechsel im Erzählstil. Einige Abschnitte sind aus Elises Sicht geschildert und die restlichen aus Klaras und Jarnos (nachdem die Handlungsstränge von Jarno und Klara zusammengeführt wurden) in der 3. Person.

Fazit

„Mamorkuss“ ist ein modernes Märchen, in dem die Magie so geschickt mit der Realität verknüpft wird, dass der Leser den Eindruck bekommt, es gäbe sie wirklich und sie in unserer Welt hinter jeder Ecke erwartet. Besonders schön sind auch der Wechsel der unterschiedlichen Erzähler und das Spiel mit verschiedenen Erzählstilen. Die Figuren gehen unter die Haut, da man als Leser sofort eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann und ihre Gefühle intensiv miterlebt. Vor allem Klara und Jarno überzeugen, da sie aus verschiedenen Welten kommen und eigentlich Gegensätze wie Licht und Dunkel sind, aber dennoch zueinander finden. Eine wundervolle, verzaubernde Geschichte mit tiefen Gefühlen und Magie, die aber die „schmutzige“ Realität nicht verschönigt.

5 von 5 Sternen!

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