Rezension

Making a lot out of a little

Zeichnen: Auf den Bleistift, fertig, los! -

Zeichnen: Auf den Bleistift, fertig, los!
von Anne Kubik

Inhalt:

 

In ihrem neuen Buch, “ Auf den Bleistift, fertig los!“, zeigt Anne Kubik in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie man niedliche Motive (im Stil der Zeichnungen auf dem Cover) spielend leicht aufs Papier bringt. Du brauchst gar nicht viel, um direkt loszulegen: Bleistifte in drei verschiedenen Härtegraden, ein Radiergummi und ein Anspitzer reichen erst mal völlig aus. Später kannst du auch noch einen Fineliner und Materialien wie z.B. einen Tuschkasten zum Färben der Motive dazunehmen.

 

Jede Schritt-für-Schritt-Anleitung wird mit einem Textfeld “So geht’s?“ untermalt. Hier geht die Autorin allerdings nicht explizit auf jedes einzelne Bild ein. Sie konzentriert sich aufs Wesentliche und verrät, worauf man beim Zeichnen ganz besonders achten muss.

 

Neben Anleitungen für süße Tier- und Pflanzenmotive erhält der Leser wertvolle Tipps und Tricks, die das selbständige Zeichnen eines Bildes unterstützen. So geht die Autorin u.a. auf das Thema Schraffuren und Schatten ein. Alleine beim Thema Schraffur gibt es so viele Möglichkeiten, die man nutzen kann, um dem Motiv Leben einzuhauchen. Exempli causa lassen sich Kreuzschraffur, organische Linien entlang der Kontur, parallele Linien, verwischen der Linien und kleine Pünktchen anführen.

 

Wie verleihe ich dem Fell eines Tieres die passende Struktur? Ist es plüschig oder struppig, ist es eher kurz oder handelt es sich um einen Vogel mit glattem oder flauschigen Gefieder? Das Buch bleibt auch hier keine Antwort schuldig: Kleine Zacken oder Bögen können die Struktur andeuten und vermitteln dem Auge des Betrachters sehr gut, auch ohne große Details, den Charakter des Motivs.

 

Da dieses Buch, wie der Titel schon verrät, den Fokus auf das Zeichnen mit dem Bleistift legt, erfährt man als Leser hier auch einiges über die Varianzen und Potentiale des Stiftes. Was kann eine harte, mittlere oder weiche Mine mit viel oder wenig Druck auf dem Papier bewirken? Teste doch mal den Unterschied der unterschiedlichen Stärken aus, indem du eine größere Fläche ausmalst, indem du den Bleistift seitlich ansetzt und eine Schraffur malst. Anne Kubik erklärt genau, wie man die verschiedenen Minenstärken gekonnt für seine Zeichnung einsetzt.

 

Sukzessive offenbart Anne Kubik dem Leser neue Möglichkeiten. Du hast verstanden, was man alles nur mit einem Bleistift machen kann? Versuch doch mal Fineliner und Bleistift zu kombinieren.

 

Natürlich kannst du auch Farbe mit ins Bild bringen. Unterschiedliche Stifte wie beispielsweise ein Marker oder Buntstifte entfachen eine völlig andere Wirkung auf den Betrachter.

Färbe nur mal den Hintergrund ein und belasse das Motiv selbst in Schwarz-Weiß. Die Flächen einfach mal im „Messy-Style“ ausmalen oder aber, ganz im Gegenteil zur ersten Variante das Motiv farbig gestalten und den Hintergrund weiß lassen. Lass dich von der Wirkung, die das Bild danach entfacht, überraschen.

 

Das Buch enthält zudem einige Übungen, die die Kreativität fördern. Formen miteinander kombinieren, diese erst mal auf sich wirken lassen und dann daraus z.B. ein niedliches Tier zeichnen. Ein unförmiger Klecks. Was kann man daraus machen? Das macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch “locker zu lassen“ und einfach loszulegen. Lass dich überraschen, wohin deine Kreativität dich führen kann.

 

Zum Abschluss erklärt die Autorin, dass man eine Zeichnung nicht immer mit unglaublich vielen Details aufhübschen muss. Das kostet Zeit und nimmt dem Künstler - und zuvorderst dem Anfänger - oft die Motivation. Zu wenig Details können eine Zeichnung allerdings wie aus Kinderhand wirken lassen. Das Buch begleitet den Künstler auf dieser beständigen Gradwanderung durchs Werk.

 

 

 

Eigene Meinung:

 

Besonders gefallen hat mir, dass man für die Realisierungsvorgaben in diesem Buch so gut wie keine Materialien braucht. Einen Bleistift hat man mit Sicherheit irgendwo zu Hause rumliegen. Man benötigt nicht mal Papier, da es in dem Buch hinter jeder Anleitung eine Übungsseite zum “direkt Loslegen“ gibt.

 

Die Autorin schlägt vor, dass man mit Bleistiften in drei Härtegraden startet. Ich hatte nur einen weichen Bleistift vorrätig. Das hat – für den Anfang – auch gereicht.

 

Übungsseiten empfand ich immer als unnötiges “Füllmaterial“. Bei „Auf den Bleistift, fertig los!“ haben mich diese Leerseiten aber nicht gestört.Die Werthaltigkeit des Buches wird nämlich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Die motivierenden Sprüche auf den Leerseiten, haben sogar ganz im Gegenteil meine Motivation gefördert. Auch fand ich es klasse, dass ich gar nicht erst auf Materialsuche gehen, sondern eigentlich mit meinem Bleistift direkt hätte loslegen können.

 

Auch für Künstler, die nicht nur mit dem Bleistift arbeiten wollen, hat Anne Kubik Tipps und Tricks. Fineliner und Bleistift z.B. sind ein wahres Dreamteam. Outlines mit dem schwarzen Stift und dazu feine Schraffuren mit der grauen Mine. Das verleiht dem Motiv einen ganz besonderen Charakter und kann ihm im Vergleich zu einer reinen Finelinerzeichnung auch ein wenig die Schärfe nehmen.

 

Sehr gefallen hat mir bei diesem Buch natürlich die Motivwahl. Ich liebe Anne Kubiks comicartigen Zeichenstil, der viel wert auf “Niedlichkeit“ legt. Die Autorin hält sich nicht lange mit großen Reden auf. Sie kommt gleich zur Sache. Auch betont sie, dass es beim Zeichnen darum geht, Spaß zu haben. In ihrem Buch geht es nicht nur darum, Motive nachzuzeichnen. Als Leser erhält man wertvolle Tipps und Tricks, was z.B. Schattierungen und Frakturen betrifft. Die Kreativität wird durch bestimmte Aufgaben gefördert.

 

Ein Buch, dass den Fokus auf den Bleistift legt. So etwas fehlte mir noch im Regal.

 

 

 

Fazit:

 

Welch großes Potenzial lässt sich aus Bordmitteln heben. Wo und wann der Bleistift zur Welt kam, ist nicht eindeutig nachgewiesen, aber jeder dürfte einen zuhause haben.

Der Grundgedanke von „Auf den Bleistift, fertig, los!“ ist, wie der Titel schon so schön sagt, die Möglichkeiten dieses Klassikers unter den Stiften einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Doch darüber hinaus bietet das Buch dem Leser noch so viel mehr. Es wirft eine Reihe von Problemen auf, die im Folgenden sofort exemplifiziert werden. Die unüberbrückbar scheinende Kluft zwischen den eigenen Ambitionen und der Möglichkeit ihrer Realisierung wird schnell geschlossen.

 

Konkrete Anleitungen für niedliche Zeichnungen, wertvolle Tipps und Tricks zum eigenständigen Zeichnen, einfach gehaltene Motive können mit der richtigen Technik ein imposantes Gesamtwerk bilden.

 

Für fortgeschrittene Künstler, die bereits mit den Möglichkeiten des Bleistiftes vertraut sind und mehr wollen, gibt es selbstverständlich weitere Anleitungen und Hilfestellungen. Anne Kubik erklärt beispielsweise, wie man mit Fineliner und Wasserfarben dem Bild einen völlig anderen Charakter geben kann.

Anne Kubik erweist sich als Meisterin des künstlerischen Minimalismus. Making a lot out of a little scheint die ungeschriebene Leitlinie ihres Buches.

 

Ein Buch von Anne Kubik, dass ich guten Gewissens und mit ganzem Herzen weiterempfehlen kann. Qualität und Didaktik des Buches stehen auch in einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis.