Rezension

mal was ganz anderes

Die Gischt der Tage -

Die Gischt der Tage
von Boris Vian

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich habe "Die Gischt der Tage" (französische Originalsausgabe L'Ècume des jours, 1947, erstmals 1964 unter dem Titel Chloé erschienen, später als Der Schaum der Tage) im Rahmen der Büchergilde Bücherbox erhalten, und das Buch war in vielerlei Hinsicht anders.

Da ist das Format, der verwendete serifenlose Schrifttyp und dann auch die Illustrationen, die einerseits zur Geschichte passen, andererseits auch sehr kindlich anmuten.

Zur Geschichte: Colin hat ausreichend Geld, um nicht nur nicht arbeiten zu müssen, sondern auch einen Koch zu beschäftigen (der sich auch als sein Chaffeur betätigt) und seinem Freund Chick finanziell auszuhelfen. Chicks Freundin Alise weckt in Colin den Wunsch, sich auch zu verlieben - auf der nächsten Party trifft er Chloé, die dann aber kurz nach ihrer Hochzeit erkrankt. Und damit geht es stimmungsmäßig bergab - was sich in dieser Geschichte nicht nur auf die Protagonisten auswirkt, sondern auch auf die Wohnung.

Denn Vian schreibt nicht realistisch, sondern eher surreal (laut Übersetzer auch hyperreal, oder ein modernes Märchen) - Sonnenstrahlen werden greifbar, Sessel sind widerspenstig, blonde Haare widerstehen dem Feuer, da heller. Das war erstmal im Text eine Überraschung, der sich dann aber doch erstaunlich gut lesen ließ. Neben der tragischen Liebesgeschichte geht es aber auch um Gesellschaftskritik - das Ausnutzen der Arbeiter, Standesdünkel im Klerus und eine Polizei, die bei Vergehen zunächst einmal eine Tracht Prügel verteilt. Aber auch auf der persönlichen Ebene geht es häufig um Sucht und Gier und die gestörte gegenseitige Wahrnehmung.

Für mich war es eine interessante Leseerfahrung, abgerundet durch ausführliche Kommentare des Übersetzers und des Illustrators im Anhang.

Kommentare

Birte kommentierte am 03. August 2022 um 15:20

Foto des Covers

Coverfoto