Rezension

Man sollte vielleicht die Vorgänger kennen

Rapunzelgrab - Judith Merchant

Rapunzelgrab
von Judith Merchant

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Am Fuße eines verwunschenen Hexenturms in Rheinbach, wird die Leiche einer Frau gefunden. Der erste Eindruck lässt den Ermittler Jan Seidel an Rapunzel denken. Was für ein Zufall das Niklas Schreck aus seinem Buch Rapunzelmord gelesen hat. Eine Lesung die am Abend zuvor statt fand.

Meine Meinung:
Dies ist der dritte Band der Jan Seidel Reihe von Judith Merchant und ich kenne beide vorherigen Bände nicht. Vielleicht wäre mein Urteil anders ausgefallen, wenn ich die Reihe von Beginn an verfolgen würde. So fehlte mir vieles was die Figuren Jan Seidel und seine Kollegin Elena vorher erlebt haben. Auch wenn es keine großartigen Erwähnungen zu den Vorgängern gibt. Sind einem die Personen doch meist vertrauter und brauchen in Folgebänden nicht mehr so sehr ausdrucksstark zu sein.

Der Plot klingt interessant, das war auch der Grund warum ich dieses Buch gerne lesen wollte. Ich mochte schon als Kind Märchen und ein Märchenhafter Mord klingt doppelt gut. Leider konnte ich mich nicht so richtig auf die Geschichte einlassen. Es wirkte zeitweise sehr verworren, was dafür sorgte das die Spannung stellenweise auf der Strecke blieb. Außerdem gab es doch einige Verdächtige, die erst ziemlich am Ende ausgedünnt wurden, so dass man sich auch mit allen Figuren beschäftigen musste.
Es half das der Schreibstil von Judith Merchant flüssig war und das Personenwechsel durch Absätze gekennzeichnet waren. Eingeteilt ist das Buch in Tagen und da in einem recht kurzem Zeitraum. Sechs Tage haben die Ermittler nur gebraucht um den Fall aufzuklären. Dies mit doch manch einer Überraschung und einigen Wendungen. leider war das Märchen Nebensache und kam nur bei der Auffindesituation wirklich zur Sprache.

Es gab ganz unterschiedliche Figuren, doch alle hatten etwas mit dem Schreiben zu tun. Da war Niklas Schreck, der Bestellerautor, der sich selber so unter Druck setzt das er Probleme hat ein neues Buch anzufangen. Mal abgesehen davon das sein Erstling wohl ein wenig mit Glück und anderem zu tun hatte. Dann noch Johannes, der Deutschlehrer der nebenher schreibt. Eine schwierige Sache, wie man als Leser recht schnell merkt. Ruth Grosche, die Einzige die nicht schreibt und die beste Freundin des Opfers, eine Figur die zeitweise gar nicht vorhanden war. Bene, ein Sci-Fi Autor, der mit seinen Groschenromanen erfolgreich ist, aber von den anderen belächelt wird.
Judith Merchant hat es recht gut hinbekommen viele Aspekte des Lebens eines Autors und den Druck  dem er ausgesetzt ist zu vermitteln. Auch wenn ich selber keine Geschichten schreibe, kann ich mir recht gut vorstellen das alles zusammen recht nah an der Wahrheit liegt.

Das Ende war für mich einerseits überraschend, weil es so plötzlich kam und ganz anders als erwartet und andererseits ist es wieder ein typischer Täter, was die Geschichte leider nicht so märchenhaft ausklingen ließ wie ich es vielleicht erhofft hätte. Abschließend bleibt für mich der Rat an jeden der das Buch lesen möchte: Lest zunächst die Vorgänger: Nibelungenmord und Loreley singt nicht mehr.