Rezension

Manche provozieren ihren eigenen Tod

Schuldig -

Schuldig
von Michael Trommer

Bewertet mit 5 Sternen

Wer immer nur sich selbst in den Vordergrund stellt, kann irgendwann böse auf die Nase fallen. Anders gesagt: Als Karrierist, der zwar nicht über Leichen geht, aber Freundschaften opfert, kann man unter Umständen böse auf die Nase fallen.

Die Geschichte:

Franz Wolf ist ein bekannter Schauspieler, den man sowohl aus dem Fernsehen als auch vom Theater kennt. Er ist aber auch ein Weiberheld und hat hart und rücksichtslos für seine Karriere gearbeitet. Und Franz Wolf ist tot. Kurz vor einer Premiere im Theater wird er mit einem Kopfschuss in seiner Garderobe gefunden. Die beiden Kommissare Gerd Mehrwald und Eleonore Kalb stehen vor einem schier unlösbaren Rätsel.

Meine Meinung:

Erzählt wird die Geschichte von Franz Wolf mit Rückblenden, die in die Zeit der DDR führen. Der Schauspieler ist in der Deutschen Demokratischen Republik geboren und hat dort seine Karriere begonnen. Er träumt davon in Westdeutschland bekannt zu werden. Dafür würde er fast alles tun. In der DDR hat er in dem jungen Mediziner Jürgen einen guten Freund. Die beiden würden sich am liebsten in den Westen absetzen.

Trommer hat die Situation der DDR-Bürger sehr gut herausgearbeitet. Die ständige Angst, etwas Falsches zu sagen, bespitzelt und denunziert zu werden, der Mangel an Medikamenten und medizinischen Geräten, mit dem Jürgen zu kämpfen hat, die Misswirtschaft und Verschleierungen durch die Republikführung – er verarbeitet alles und verwebt es geschickt mit dem Leben der Protagonisten. Dabei entwickelt er einen Spannungsbogen, den er über die komplette Geschichte hält und steigert.

Die beiden Kommissare Mehrwald und Kalb, auch Kälbchen genannt, tappen lange Zeit im Dunkeln. Es gibt einfach keine Ansatzpunkte, die die beiden weiterbringen würden. Bis Kommissar Zufall in das Geschehen eingreift und sie auf die richtige Spur und die eigentlich ganz einfache Lösung bringt.

Der Schreibstil Trommers ist flüssig, die Geschichte gut zu lesen. Sehr angenehm sind die kurzen Kapitel, die die Story lebhaft gestalten.

Fazit:

Vor allem für jüngere Leser, die die DDR nicht mehr miterlebt haben – sei es nun direkt im Osten oder von außen als „Wessi“ – ist der Einblick in das Leben der DDR-Bürger sehr interessant. Trommer spielt mit den Emotionen der Leser. Ich hatte viel Mitleid mit Jürgen und empfand schon fast Abscheu gegenüber Franz Wolf, der das Klischee des großkotzigen Promis erfüllt. Ich würde den Roman auf eine Stufe zwischen brutal blutig und harmlos einordnen. Blutig ist er nur in Hinsicht auf die Beschreibung der Leiche mit Kopfschuss. Ansonsten geht es um Ermittlungsarbeit. Das Ganze aber ohne die Spannung zu verlieren, auch wenn dem Leser sehr früh klar wird, wer der Mörder ist. Hier geht es eher darum, wie man ihm auf die Schliche kommt. Eine kleine Überraschung am Ende fehlt nicht.

Meine Leseempfehlung:

Von mir gibt es fünf Sterne. Empfehlen würde ich den Roman allen, die gern spannende Krimis mit Leiche aber ohne grausame Darstellungen oder durchgeknallten Psychopathen lesen. „Schuldig“ ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels „Totenspiel“.