Rezension

Manchmal muss man erst aus dem Takt kommen, um die eigene Melodie zu finden

Kill Your Beast -

Kill Your Beast
von Wiebke Wimmer

Bewertet mit 4 Sternen

Monas Mutter war Britta Hannak, berüchtigte Rock-Berserkerin und unbestritten die beste Drummerin aller Zeiten. Doch die Schattenseiten des Showbusiness haben sie letztendlich das Leben gekostet. Ihre Karriere als Rockstar und der frühe Tod haben viel Leid über die Familie gebracht, daher will Mona auf keinen Fall so werden wie sie. Sie versucht mit aller Kraft den Groove zu unterdrücken, den sie offensichtlich geerbt hat. Doch irgendwann kann sie ihre Bestimmung nicht mehr verleugnen.

Die Ereignisse werden aus der Sicht von Protagonistin Mona erzählt, die nach einem einschneidenden Erlebnis in der Kindheit beschlossen hat nie mehr zu trommeln und weder mit ihrem Vater, noch irgendjemandem sonst je wieder über ihre Mutter zu sprechen. Wie sehr ihr das schadet merkt man schnell. Denn sie hat den Rhythmus einfach im Blut und diesen zu verdrängen bringt ihr ganzes Leben aus dem Takt. Sie entwickelt nervöse Ticks, eckt überall an und wird dadurch zur Außenseiterin. Das ändert sich erst als sie Ole kennenlernt, durch den sie sich langsam öffnen und selbst akzeptieren kann. Und dabei steht tatsächlich nicht unbedingt eine Liebesgeschichte im Vordergrund.

Auch wenn sie mir hauptsächlich sehr Leid tat, wurde sie mir zunehmend unsympathisch, denn sie verhält sich immer wieder ziemlich gemein, ungerecht und undankbar. Sie wird immer besser darin Lügenkonstrukte aufzubauen, die zwar eigentlich zum Schutz anderer gedacht sind, aber trotzdem. Ihre Gefühle, Ängste und Wünsche kamen allerdings sehr gut rüber, da gibt es schließlich so einiges zu verarbeiten. Zum Ende hin macht sie eine riesige (zum Glück recht positive) Entwicklung durch.

Ich muss aber zugeben, dass es mir ein Rätsel ist, wie ein 17jähriges Mädchen wirklich absolut keine Ahnung von Rockmusik, weltbekannten Songs oder Sänger:innen haben kann. Auch wenn es zuhause kein Radio gibt und dort nur klassische Musik gehört wird, hat man doch zumindest in der Schule oder bei Freunden (die es früher gab) mal was aufgeschnappt..

Ich mag die Playlist, welche alle Songs aufgreift, welche Mona im Buch begegnen. Diese findet ihr bei Spotify.

Wir erhalten außerdem einige Einblicke ins Schlagzeug spielen und trommeln. Es werden vor allem die negativen Aspekte des Showbusiness aufgezeigt: Druck, Erwartungshaltungen, Abhängigkeiten, mangelnde Privatsphäre, Alkohol- und Drogenkonsum.

Es ist eine ebenso humorvolle wie berührende und emotionale Geschichte über Herkunft und Familie, Freundschaft, Vergebung und der grenzenlosen Liebe zur Musik. Manchmal muss man eben erst aus dem Takt kommen, um die eigene Melodie zu finden.