Rezension

Mariangela

Die Venezianerin und der Baumeister - Gudrun Lerchbaum

Die Venezianerin und der Baumeister
von Gudrun Lerchbaum

Bewertet mit 4 Sternen

Der Steinmetz Andrea Palladio lebte und arbeitete im 16. Jahrhundert in Venetien. Die junge Waise Mariangela verliebt sich in ihn und würde alles für ihn tun. Sie hat früh Vater und Mutter verloren und nur der Gnade von Allegras Eltern ist es zu verdanken, dass sie nicht in einem Waisenhaus aufwuchs, sondern eine zweite Familie bekam. Allegra und sie wachsen wie Geschwister auf. Um so schwerer, ist der Verrat Allegras zu verkraften. Andrea verliebt sich nämlich in Allegra und bittet sie ihn zu heiraten. Die junge Frau nimmt an und durch einen weiteren Schicksalsschlag lebt nun auch Mariangela in dieser Familie.

Eigentlich handelt diese Geschichte von dem Baumeister Andrea Palladio. Er ist ein berühmter Architekt Italiens. Allerdings verblasst er neben dem Charakter der Mariangela, die Geschichte beginnt mit ihr, erzählt von ihrem Verliebt-sein in den Mann. Erzählt von ihrem Schicksal und ihren Schicksalsschlägen, die sie nur noch mehr an Allegra fesseln. Die Autorin schildert die Träume die die Mädchen haben und gleichzeitig aber auch wie schnell Träume platzen können. Während Andrea in der Gunst der Mächtigen aufsteigt und seine Chancen für ein Studium bekommt, lebt seine Familie fast in Armut und muss sehen, wie sie durchs Leben kommt. Glaubhaft wird hier geschildert, wie schwer diese Zeit gerade für Frauen war. Der Mann durfte seine Träume leben und arbeiten und die Frauen hatten den Haushalt zu versorgen und stillzuhalten.

Wochenlange Trennungen der Familie waren normal, während der Mann selbstverständlich fremd gehen durfte konnte die Frau nicht mal wagen, daran zu denken. Aber doch haben sie Lösungen gefunden, Lerchbaum nimmt hier kein Blatt vor den Mund und erzählt, wie sie die Beziehungen der Familie gesehen hat. Da gibt es dann auch schon mal Anspielungen darüber ob Palladio nicht vielleicht homosexuell war. Die Protagonisten sind schwer zu greifen und aus heutiger Sicht ist ihr Handeln sicher nicht zu verstehen, aber im 16. Jahrhundert hatte gerade Mariangela nicht viele Möglichkeiten und so wie hier von Gudrun Lerchbaum geschildert könnte sie durchaus gelebt haben. Ein Nachwort klärt dann noch Fiktion und Wahrheit, denn der Architekt Palladio ist historisch nachweisbar so wie auch einige seiner Gönner.

„Die Venezianerin und der Baumeister“ ist ein historischer Roman über einen Architekten der Renaissancezeit Italiens. Er besticht eher mit leisen Tönen. Der Erzählstil der Autorin ist zwar leicht und flüssig zu lesen, aber nicht unbedingt dramatisch. Sie erzählt von Liebe und Verrat, und von Freundschaft, die fast alles verzeiht.