Rezension

✎ Marion Grass - 800 Kilometer zum Regenbogen

800 Kilometer zum Regenbogen -

800 Kilometer zum Regenbogen
von Marion Grass

Als ich das Cover sah und den Klappentext dazu las, war mir klar, dass dies eine Geschichte aus der LGBTQIA+ Community ist. Und als ich dann noch den Zusatz "Nach einer wahren Begebenheit" wahrnahm, ging ich davon aus, dass es die Geschichte der Autorin oder einer ihrer Freundinnen ist. Ich erwartete also authentische Gefühlsausbrüche in einem Setting, welches nicht alltäglich ist.

Die Erzählung wird komplett aus Marias Sicht geschildert. Somit erleben Lesende hautnah ihre Emotionen und Gefühle. Ihre Reaktionen konnte ich immer nachvollziehen - befand ich mich doch selbst schon in einer ähnlichen Situation.
Auch in Caros Gefühlswelt bekommen wir mittels Briefen, SMS und E-Mails einen kleinen Einblick. Dieser bleibt jedoch deutlich distanzierter. Nichtsdestotrotz habe ich auch ihr Verhalten zu jeder Zeit verstanden.
Insgesamt jedoch bleiben die Charaktere eher blass, zu eindimensional. Das Hauptaugenmerk ist eindeutig auf die Emotionen gelegt und die Autorin bringt dies gut rüber.

Leider muss ich jedoch sagen, dass ich mit dem Erzählstil so gar nicht zurecht kam. Unnötige Füllwörter und Wortwiederholungen störten meinen Lesefluss. Die Art, wie die Autorin Marias Erlebnisse wiedergibt, nämlich so, als würde sie die Geschehnisse einer Freundin / einem Freund erzählen, soll vielleicht authentisch wirken, doch für mich passte das einfach nicht. Auf diese Weise kann man sie für die eigenen Enkel aufschreiben, jedoch ist sie meines Ermessens nach nicht publikumstauglich.

Ja, ich finde dieses Buch richtig und wichtig, doch die Umsetzung ist in meinen Augen nicht gut gelungen. Ich würde es nie jemanden empfehlen. Das ist schade, denn die Geschichte ist nicht alltäglich. Sie macht Mut. Sie gibt Hoffnung.

Von mir gibt es daher eine Leseempfehlung für Marias Erlebnis - jedoch nicht in dieser Form. Ich hoffe, dass sich Marion Grass vielleicht mit einer professionellen Person zusammensetzt, um ihre Geschichte in die Welt hinaus zu tragen, denn es braucht diese, um zu sehen, wie vielfältig wir sind.

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