Rezension

Marlins Geheimnis

Highland Hope 4 - Eine Bäckerei für Kirkby -

Highland Hope 4 - Eine Bäckerei für Kirkby
von Charlotte McGregor

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ihre Katze eigensinnig zu nennen wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Seit drei Jahren teilte sie ihr Leben mit dem stattlichen Tier, und Elvis hatte sie bestens erzogen...“

 

Ich habe mich entschlossen, mein Eingangszitat einem der interessantesten Protagonisten zu widmen, Elvis, dem Kater der Ärztin Anna. Er ist erstaunlicherweise immer da, wo etwas los ist, oder bei Menschen, die gerade Probleme haben. Aber auch in der Futterkrippe der Pferde macht er es sich gern einmal bequem. Gehorchen allerdings gehört nicht zu seinen Kompetenzen.

Die Autorin hat eine spannende Fortsetzung ihrer Schottlandromane rund um die Familie Fraser geschrieben.

Anna bietet ein besonderes Yogawochenende an. Das hat sie in ihrem Podcast vorgestellt. Dadurch war Lennox Fraser darauf aufmerksam geworden. Nach vielen Jahren kehrt er deshalb in seine Heimatstadt Kirkby zurück.

Anna hat eine Gabe, die ihr als Ärztin zugute kommt. Sie spürt mit ihren Händen, was Menschen fühlen. Bei Lennox allerdings bewirkt das genau das Gegenteil. Ihre Berührung während der Yogaübung löst nicht nur bei ihr sondern auch bei ihm heftige Emotionen aus. Fluchtartig verlässt er die Veranstaltung.

Der Schriftstil ist ausgereift. Einerseits erfahre ich eine Menge über das Leben in dem kleinen Ort, andererseits spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Vor allem Wut in all ihren Facetten ist immer wieder anzutreffen. Dafür gibt es allerdings auch gute Gründe.

Lennox hatte eine schwierige Kindheit. Mit 16 Jahren hat er sein Heimatdorf verlassen. Er zog als Musiker durch die Welt. Dabei gilt er als hochbegabt. Momentan suhlt er sich ein bisschen in Selbstmitleid. Dass sorgt dafür, dass ihn seine Geschwister ab und an den Kopf zurechtrücken. Heftig ist die erste Begegnung mit seinem Vater. Marlin lässt seine Sohn eiskalt abblitzen.

Es ist übrigens auch Lennox, mit dessen Augen mir beschrieben wird, wie sich Kirkby in den letzten Jahren zum Positiven gewendet hat.

 

„...Auch dieses alte Gemäuer war inzwischen wunderschön saniert worden und strotzte vor neuem Leben. […] Statt Düsternis empfing ihn eine offen, lichtdurchflutete Aula...“

 

Marlin, Lennox` Vater und damit Chef des Hauses Fraser, ahnt nicht, dass die Rückkehr seines Sohnes eine Spirale in Gang setzen wird, die dafür sorgt, dass seine gut gehütete Vergangenheit aufgedeckt wird und ihm sein Leben um die Ohren fliegt.

Bürgermeister Collum dagegen träumt von einem Musikfestival in Kirkby. Linda, Annas Freundin und Eventmanagerin, sowie Lennox kommen ihm da gerade recht. Allerdings nimmt Linda ihn gekonnt auf die Schippe.

Eines wird deutlich. Selbst in schwierigsten Situationen halten die Geschwister zusammen. Das hindert sie nicht, gegeneinander deutliche Worte zu finden, wenn es nötig ist.

Das Buch lebt vor allem durch die vielen gut ausgearbeiteten Gespräche. Hier kommen nicht nur Gedanken und Einsichten zum Tragen, sondern auch Emotionen.

Das zeigt sich auch bei der Entwicklung der Beziehung zwischen Lennox und Anna. Es bedarf der richtigen Worte, um das unterschwellige Unwohlsein in vernünftige Bahnen zu lenken.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein wichtiges Geheimnis, das sich durch alle Teile der Serie gezogen hat, ist nun aufgeklärt. Dann aber endet die Geschichte mit einer handfesten Überraschung.