Rezension

Massiver Angriff auf die Lachmuskeln

Ernten und Sterben - Peter M. Hetzel

Ernten und Sterben
von Peter M. Hetzel

Massiver Angriff auf die Lachmuskeln - "Ich könnte sterben vor Lachen!"

Peter M. Hetzel ist mein Lieblings-Buchkritiker und als ich dann erfahren habe, dass er selbst ein Buch geschrieben hat, war ich natürlich sehr gespannt. Das muss ja nun echt gut sein, denn er weiß ja, wo er selbst kritisch mit Autoren umgeht. Und dann noch ein Krimi - der ist ganz sicher was für mich. Doch damit habe ich beim besten Willen nicht gerechnet! Dieser Krimi ist so speziell, ich glaube nicht, dass es etwas Vergleichbares gibt.

Albertine von Krakow und Hubertus Müller sind Nachbarn. Sie ist Landärztin, er Antiquar (über das www), beide verbindet die Leidenschaft zur Gärtnerei und Albertines kochbegeisterte Haushälterin Clementine. Doch die Idylle im Dörfchen Klein-Büchsen (exakt 900 Einwohner) wird jäh gestört, als eines morgens sowohl bei Albertine, als auch bei Hubertus im Garten jeweils eine kopflose Leiche liegt. Das Dörfchen steht Kopf, der rasende Reporter Erwin-Egon Wutke nistet sich quasi bei Albertine und Hubertus ein und das muntere Grüppchen macht sich daran, den Mordfall aufzuklären.

Total schräg, extrem skurril, genial witzig und atemberaubend wort-witzig erzählt Peter M. Hetzel hier den lustigsten Krimi, den ich je gelesen habe. Auf 221 Seiten serviert er dem Leser nicht nur einen interessanten, spannenden Kriminalfall, er packt auch allerhand reale Personen, affektiertes Getue des Möchtegern- bzw. verarmten Adels, Slangausdrücke, Rezepte, Weingeschwafel, Autoren usw. ins Buch. Keine Seite ohne Lacher oder Extremgrinsen - Slapstik vom Feinsten! Es macht Spaß, dieses Buch zu verschlingen und man weiß doch ganz genau, man hat vor lauter Lachen einen Teil der Gags gar nicht mitbekommen. Es ist somit ein Buch, das man immer mal wieder gern (komplett oder in Teilen) lesen kann und mag, denn hier bekommt jeder sein Fett weg. Sei es nun der "Bayernmanager mit den Wurstfingern" oder die "bekannte Kultfirma aus Cupertino", der "Typ mit dem Zwirbelbart, der durch jede Kochshow geistert und auf rheinische Frohnatur macht" oder Arnie - alle fügen sich so genial ins Buch, als gehörten sie tatsächlich nach Klein-Büchsen. Schlagworte, Phrasen, Redewendungen - auch diese finden ihren Platz und werden genial komisch auf die Schippe genommen. Landflucht, vergreisende Orte, Massenpanik, Lynchjustiz, Generalverdacht - Schlagworte, die in letzter Zeit wirklich extrem abgenutzt worden sind, ergeben einen der witzigsten Absätze in diesem Buch. Der Mörder ist nicht immer der Gärtner und wie es sich für einen dermaßen skurrilen Krimi gehört, ist auch das Ende ein überraschender Show-down!

Wie man sieht: ich bin voll des Lobes und könnte Romane über diesen Landkrimi schreiben. Nur wer absolut humorlos ist und noch nicht mal im Keller lachen kann, findet keinen Spaß an diesem Buch. Klar, nicht jede/r versteht alle Gags, aber die meisten müssten doch zu verstehen sein. Von mir eine absolute Lese- und Lachempfehlung. Und ich hoffe, Band zwei lässt nicht allzulange auf sich warten. Klein-Büchsen ist mir fast zweite Heimat geworden und ich würde Albertine und Hubertus gern bald wieder besuchen!

Zur Aufmachung des Buches sei gesagt: Das Cover ist wie eine leicht fleckige Leinendecke (Geschirrtuch? Tischdecke?) gestaltet, mit Zickzackstich rundum. Das Innencover erinnert an eine Blumentapete aus dem Salon beim Landadel. Die Kapitelüberschriften sind ausgeschriebene Zahlen, umrankt mit einer Blütenborte. Nach der Auflösung hat Peter M. Hetzel noch einmal die Menüs des Krimis zusammengestellt. Fehlt nur noch die Aufzählung der Weine des Buches! Ebendiese wurden auf typische Sommelier-Art kommentiert. Allein das ließ unsere Albertine immer wieder Hubertus mit Kontersprüchen zum Schweigen bringen. Ach, es ist so schwer, nicht zu viel zu verraten.

Deshalb mein Fazit: LESEN!