Rezension

McGuffin TV

54 - Wu Ming

54
von Wu Ming

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 1954 in Italien verliebt sich der junge Tänzer Pierre in die schöne, aber verheiratete Angela. Von seinem Vater, der in Jugoslawien kämpfte, hat er seit einem Jahr keine Nachricht mehr. In Amerika bekommt der Schauspieler Cary Grant das „Angebot“ vom britischen Geheimdienst, eine Reise nach Jugoslawien zu unternehmen und dort den Regierungsführer Tito zu treffen. Ein echtes Filmangebot erhält er auch noch, er soll in Frankreich bei der Krimikomödie „Über den Dächern von Nizza“ mitwirken. Lucky Luciano ist aus Amerika ausgewiesen worden und führt nun Geschäfte in Italien. Und das TV-Gerät der Marke „McGuffin Premium Deluxe“ wird gestohlen.

 

Wie soll das alles zusammen gehen, fragt man sich. Doch das Autoren-Team, dass sich hinter dem Pseudonym Wu Ming (chinesisch für ohne Namen) verbirgt, hat einen sehr amüsanten Roman geschaffen. Auch wenn man als Leser in der heutigen Zeit vermutlich einen großen Teil des kalten Krieges altersbedingt verpassen durfte, kann man sich gut in die lebendigen Schilderungen hineinfühlen. Pierres durch den frühen Tod der Mutter und das Dasein des Vaters als Partisanenkämpfer zerrissene Familie bildet einen Mittelpunkt des Geschehens. Der junge Mann ist auf der Suche nach der großen Liebe, nach seinem Vater und wohl auch nach einem besseren Leben. Er macht sich auf nach Jugoslawien, das er nur über geheime Wege erreichen kann, um dort einige wahrhaft unglaubliche Erlebnisse zu haben. Gleichzeitig entwickelt Lucky Luciano seine dunklen Geschäfte auch in Italien, doch nicht jeder arbeitet für ihn. Und die Geschichte um Cary Grant setzt dem Ganze noch die Krone auf.

 

Ein Buch wie ein Film, den Alfred Hitchcock kaum besser hätte erfinden können. Mit den deutlichen Anspielungen auf das Werk des Meisters werden gekonnt neue Ideen verknüpft und auch die Gedanken des bedauernswerten geklauten TV-Gerätes auf seinen verschiedenen Stationen kommen nicht zu kurz. Die wunderbar verschlungenen Fäden dieses Romans, die sich zwar zunächst etwas zu verlieren scheinen, entwirren sich zu einem sinnvoll gesponnenen Werk, dass man gerade wegen seines Bezugs zum Film auch gerne verfilmt sehen würde.