Rezension

Mehr Schwächen gegenüber dem Vorgänger

Septemberschuld - Klara Nordin

Septemberschuld
von Klara Nordin

Bewertet mit 3 Sternen

"Septemberschuld" handelt von dem zweiten Mordfall, dem sich Bengt und Margareta mit Hilfe der erfahreneren Linda Lundin widmen. Mitten in der Zeit, in der die Samen die Rentiere zusammentreiben und schlachten, verschwindet die frisch angetraute Frau eines Samens. Eine angeordnete Fahndung bringt erschütterndes zum Vorschein: die Leiche von Ella Vikström wird in einem Behälter mit Rentierinnerein gefunden. Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich schwierig, denn die Samen geben sich noch wortkarger und vor allem unkooperativ. Keiner der drei Ermittler ahnt, dass die Ursache in der Vergangenheit liegt und dort vor allem begraben bleiben sollte...

"Totenleuchten" haben ich als einen angenehmen und durchaus potenzialbehafteten Auftakt empfunden. "Septemberschuld" greift die ganze Grundstimmung des Vorgängers auf, bietet erneut die sehr sympathischen Ermittler und lehrt dem Leser wiederum einiges Neues über die Samen und deren Kultur. Dennoch hatte ich während des Lesens immer wieder das Gefühl, dass hier noch nicht alles so zusammenpasst, wie es das in "Totenleuchten" getan hat. Hier sind nun meine Gründe:

Der Fall rund um Ella Vikström war definitiv nicht das Problem. Die ganze Idee, die dahinter steckte war absolut nicht offensichtlich. Das Motiv und die Hintergrundgeschichte waren letztlich überraschend, so dass der in einem Krimi für mich wesentliche Aspekt des überzeugenden Falles gegeben war. Weniger gut und unterhaltsam fand ich dagegen, wie Bengt, Margareta und Linda sich die Lösung erarbeitet haben. Natürlich sind die Ermittlungen auf Grund der Personalengpässe und auch den ländlichen Weiten nicht mit Großstädten zu vergleichen, aber um den Leser bei der Stange zu halten, muss das ganze spannender gestaltet werden. Mit Spannung meine ich hier, dass die falschen Fährten, die gelegt wurden, zu schnell zu offensichtlich waren. Dann die Zeugenbefragungen: wenn ich einen Fall lösen will, hilft es mir ja nicht, wenn ich zwei Fragen stelle, der Zeuge macht dicht und ich gehe einfach wieder. Gerade Zeugenbefragungen bieten so viel Potenzial und das sah ich hier als gescheitert an.

Dennoch glaube ich, dass das Dreiergespann mit seinen unterschiedlichen Persönlichkeiten und Herkunftsgeschichten durchaus Potenzial hat. Wie im ersten Teil leisten alle drei viel und die Hierarchien lösen sich praktisch auf. Aber ich finde die Stärken der einzelnen könnte noch mehr offengelegt werden, um dadurch die Geschichte nochmal voran zu bringen.

En letzter Punkt, den ich noch erwähnen muss: es war sicherlich sehr erfreulich einige Figuren aus dem ersten Band wiederzusehen, aber es hätte auch hier der Geschichte besser getan, wenn sie glaubhaft in die Geschichte eingebunden worden wäre. Sonst hat man das Gefühl mehrere Geschichten in einem zu haben, die irgendwie nebeneinander herlaufen.

Fazit: Vielleicht haben erste Bände einer Reihe auch immer die Faszination des Neuen dabei, aber "Septemberschuld" ist für mich definitiv schwächer. Der Fall ist gut gemacht, hat eine vor allem eine Hintergrundgeschichte, aus der man viel lernen kann. Aber wie der Fall gelöst wird, wirkt träge und manches Mal schon fast stümperhaft. Schade, denn das Ermittlertrio und auch deren privaten Geschichten haben Potenzial, das nur ausgeschöpft werden muss. Im Nachhinein hätte ich "Totenleuchten" schon gerne die fünf Sterne gegeben, aber getan ist getan und so bekommt "Septemberschuld" von mir drei Sterne!