Rezension

Meine Erwartungen wurden übertroffen

Revolverherz - Simone Buchholz

Revolverherz
von Simone Buchholz

Mit eigenen Worten
Ein rätselhafter Killer treibt in Hamburg sein Unwesen. Es ist Frühling und alles könnte so schön sein, bis die erste tote Frau gefunden wird. Die Frau wurde nicht einfach nur ermordet, sie wurde zurecht gemacht und an der Elbe drapiert. Chas Riley ist Staatsanwältin und liebt Hamburg mit Haut und Haar, aber auf solche Typen könnte sie gut verzichten.

Wirkung
Weder das Cover, noch der Titel sprechen mich sonderlich an. Ich muss sagen, dass es schon so ein bisschen nach Hamburg aussieht mit dem Anker und dem Herz - ja es erinnert mich an Astra Bier. Ja irgendwie mag ich es doch, aber nicht so auf meine herkömmliche "Oh ist das gut aus"-Art, genauso wie den Titel.

Positives
Der Einstieg in das Buch ist ziemlich rasant, man befindet sich praktisch sofort am ersten Tatort und lernt die Protagonisten direkt bei ihrer Arbeit kennen. Ich fand es sehr sympathisch, dass es kein langes Vorgeplänkel gab, sondern es gleich zur Sache ging und zur Sache geht's bei Chas Riley eigentlich immer. Der Schreibstil ist wirklich aller erste Sahne. So gut zu lesen, dass ich mich richtig hineinfühlen konnte in Chas und ihr geliebtes Hamburg - und das obwohl ich noch nie in Hamburg war. Das ist dem Ich-Erzähler zu verdanken, durch den man Chas noch besser kennen und lieben lernt, und dem Aspekt, dass das Buch in der Gegenwart geschrieben ist. Chas ist mir wirklich unheimlich sympathisch, weil sie nicht so strikt ist und irgendwie nicht so typisch Frau, sie macht was sie denkt und lässt sich dabei nicht in die Irre führen. Sie verkörpert meine Vorstellung vom Kiez und den Leuten dort. Die anderen Charaktere, wie Klatsche, Carla, Faller und so weiter lernt man durch Chas kennen und liebt/hasst sie deswegen auch genauso sehr wie Chas, zumindest ging es mir so. Klatsche ist ein sehr besonderer Charakter und ist, meiner Meinung nach, ein absolut genialer Einfall der Autorin gewesen: Ein Ex-Einbrecher, der einen Schlüsseldienst aufmacht - wie witzig ist das? Klatsche hat durch seine Vergangenheit Beziehungen zur hamburger Unterwelt und kann Chas deswegen oftmals mit ihrer Arbeit helfen, außerdem ist er ein echt lieber Kerl. Insgesamt sind die Charaktere alle sehr gut beschrieben, ich konnte mir alle genau vorstellen und besonders Klatsche, Carla und der Faller sind mir echt ans Herz gewachsen. Mir ist besonders positiv aufgefallen, dass das Buch 300 Seiten und die randvoll mit Aktionen sind - keine Polizeiarbeit, ein Glück - aber es gibt immer irgendwas im Leben von Chas Riley und somit wird es keine Sekunde langweilig. Der Autorin ist es sehr gut gelungen ein Gleichgewicht zwischen der Polizeiarbeit und Chas' Privatleben zu schaffen, sodass man als Leser auch nicht haltlos überfordert ist und irgendwann genauso frustriert ist wie die Charaktere, weil es nicht voran geht und man keine Spur zum Täter hat. Ich habe schon erwähnt, dass ich noch nie in Hamburg war, aber durch dieses Buch habe ich das Gefühl, dass ich bestimmte Ecken von Hamburg jetzt verdammt gut kenne. Ich finde die Umgebung und die ganzen Beschreibungen der Menschen und des Gefühls passen haargenau zu diesem Krimi! Dem Ende stehe ich zwiegespalten gegenüber, weil ich es teils gut fand, teils aber auch ein bisschen zu viel Zufall war, für meinen Geschmack. Fies ist auf jeden Fall der Cliffhanger, der den Leser bangen und hoffen lässt.

Negatives
Was mich ein bisschen gestört hat in meinem Lesefluss, war dass Chas irgendwie ständig schwindelig ist. Ich kanns schon nachvollziehen, aber muss man einer Protagonstin so ein nerviges Gebrechen anhängen und es immer wieder erwähnen?

Zitat
(...) Das ist kein Kiezding. Das muss was anderes sein. Was krankes. Wer klaut einer Frau Haut und Haare?" "Ein arbeitsloser Frisör?" "Spinner."

Bewertung
Note 1 {sehr gut}
Dieser wunderbare erste Band der Reihe um Chas Riley bekommt von mir die Note 1, weil meine Erwartungen übertroffen wurden. Mit diesem Buch wird einem nicht einfach nur ein Krimi serviert, sondern das Leben einer sehr sympathischen Protagonistin in ihrem geliebten Hamburg. Ich bin sehr froh, dass dieses Buch nur der Auftakt zu einer Reihe ist, denn ich habe mich jetzt schon in Chas und all die anderen verliebt.
Ich würde dieses Buch Lesern empfehlen, die gerne Krimis lesen, denen aber die ganze Polizeiarbeit ein bisschen auf den Keks geht, außerdem ist es bestimmt was für Leser, die Hamburg lieben.