Rezension

Im Herzen von St. Pauli ...

Revolverherz - Simone Buchholz

Revolverherz
von Simone Buchholz

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe mich wieder verliebt – in die Geschichte, in die Stimmung, in das St. Pauli-Feeling und vor allem  in die etwas schnodderige und gleichzeitig auch anrührende Sprache.
Die Rede ist vom ersten Roman Sabine Buchholz um die Staatsanwältin Chastity Riley, das mir so gar nicht gefallen wollte als es seinerzeit neu erschienen war. Aber da war es wohl einfach nicht die richtige Zeit für mich und für dieses Buch, diese Autorin.
Die Begeisterung kam erst mit dem zweiten Roman „Knastpralinen“, dann aber richtig und anhaltend. Durch Zufall bekam ich jetzt noch einmal den ersten Band in die Hand und habe mich sofort festgelesen. Dabei ist es weniger die Handlung des Krimis als die ganz besondere Sprache, mit der Sabine Buchholz ihre Protagonisten und die Orte zum Leben erweckt, die das Lesevergnügen ausmacht.
Auf St. Pauli wird eine nackte Frauenleiche gefunden. Der Mörder hat ihr eine hellblaue Perücke aufgesetzt und erst beim zweiten Hinschauen wird erkennbar, dass  er sie darunter skalpiert hat. Chas Riley, von den Männern der Mordkommission liebevoll Chef genannt, ist immer in vorderster Front bei den Ermittlungen dabei, sie zieht sich nicht auf ihren Bürostuhl zurück, wie es eigentlich üblich wäre und das verschafft ihr nicht nur Freunde. Gemeinsam mit dem Leiter der Mordkommission und väterlichen Freund Faller sieht sie sich mit weiteren Opfern konfrontiert und alle Tänzerinnen arbeiteten in der gleichen Bar auf St. Pauli. So konzentrieren sich die Ermittlungen zunächst auch auf dieses Unternehmen und die dort Angestellten und die Gäste.
Aber –  Informationen sind auf St. Pauli ein kostbares Gut und verhalten sich oft wie ein scheues Reh. Um das Vertrauen der Menschen auf dem Kiez zu gewinnen, müssen sich die Beamten oft am Rande der Legalität bewegen.
Liebevoll beschreibt Simone Buchholz sowohl die Kiezgrößen als auch diejenigen Personen, die am unteren Ende der Skala stehen und arbeiten. Und ebenso sind die Beschreibungen des Viertels St. Pauli, die Stimmung im Millerntor-Stadion bei einem wieder mal erfolglosen Spiel des FC St. Pauli und auch das private Leben - besser das private Lebenschaos von Chas - und ihren Freunden von einer intensiven Zuneigung der Autoren zu ihren Figuren und deren Umfeld geprägt.

Wieder ein ganz toller von Hamburg inspirierter Krimi, aber auch wer die Region nicht kennt: spannende Krimis sind es allemal.