Rezension

Mel Brooks meets Christopher Moore

Sarg niemals nie - Dan Wells

Sarg niemals nie
von Dan Wells

Nun, wenn man jetzt denkt, der Erfolgsautor Dan Wells will sich auch noch ein Stück vom Kuchen nehmen und an dem literarischen Hype der Vampirgeschichte teilhaben, so irrt man sich. Die vorliegende Horror-Komödie "Sarg niemals nie" ist kein weiterer Versuch, die blutsaugenden Gestalten neu zu erfinden, sondern vielmehr eine Ode an den klassischen Schauerroman. Und eine großartige Satire!

Wir befinden uns im England des frühen 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1817 hat sich der liebenswerte Gauner Frederick Whithers in eine prekäre Lage gebracht. Er sitzt im Gefängnis. Ein Betrugsversuch brachte ihn hinter Gitter und ein weiterer Betrugsversuch soll ihn dort nun auch wieder hinausbefördern. Inspiriert durch den Tod eines Zellengenossen stirbt Frederick kurzerhand (und vorgetäuscht) an Tuberkulose und sichert sich so in einem Sarg ein Ticket in die Freiheit. Als er wenig später auf einem Friedhof dem Sarg wieder entsteigt, sichert er sich damit jedoch nur die Aufmerksamkeit und Bewunderung einiger Vampire, die ihn fortan für ihren lang erwarteten Anführer, den Erhabenen halten und ihm nicht mehr von der Seite weichen. Vor dem treu-doofen Vampirgefolge flüchtend und um seinen Coup nun doch noch durchzuziehen, macht sich Frederick auf nach London. Auf seinem Weg lernt er nicht nur noch völlig unbekannte, literarische Größen der englischen Romantik kennen, sondern erlebt eine skurrile Odyssee, die dem britischen Humor alle Ehre macht!

Es sind nicht die großen Lacher, sondern es ist die feine Komik, die den Unterhaltungswert dieser Geschichte ausmacht. Hier trifft Mel Brooks auf Christopher Moore! Und wer den ganz eigenen Humor von Brooks Filmen und Moores Büchern mochte, kommt hier voll auf seine Kosten. Die gekonnte Mischung aus wunderlichen Figuren und gut positionierten Slapstick verleiht der Geschichte eine ganz eigene Dynamik, die sich immer noch ganz knapp vor der völligen Sinnlosigkeit zu retten vermag. Ich kann auch nur meinen beim Lesen entstandenen Eindruck wiederholen, Mel Brooks ist hier wirklich Programm. Wer mit dieser Art von Persiflage nichts anfangen kann, wird nur wenig Freude an "Sarg niemals nie" haben. Für alle anderen warten hier herrlich absurde Dialoge, die teilweise so schön unsinnig sind, dass es eine wahre Freude ist.

Ich habe mich stellenweise, wie sagt man so schön, köstlich amüsiert und auch wenn man bei einigen Passagen den roten Faden erst suchen und wieder aufnehmen musste, blieb der Lesespaß allein schon durch die schöne Sprache erhalten. Denn auch außerhalb der Dialoge konnte mich Dan Wells mit seinen Worten zum Schmunzeln bringen, beschreibt er doch alles mit einer feinen Prise Ironie und gestaltet so eine einfach wirklich komische Geschichte!

Fazit: Vom Autor der Erfolgstrilogie "Ich bin kein Serienkiller" kommt nun dieses kleine humoristische Glanzstück um die Ecke und hat mich, nachdem "Du stirbst zuerst" weniger begeistern konnte, wieder für Wells erwärmen können. Bitte mehr davon!!

Bewertung: Für die gute Unterhaltung 4 Sterne!

 

Rezension auch auf http://wortgestalt-buchblog.blogspot.com