Rezension

Melancholie ... passend zur Jahreszeit

Das Leben ist zu bunt für graue Tage - Sophie Bassignac

Das Leben ist zu bunt für graue Tage
von Sophie Bassignac

Was erhofft man sich, wenn man sich einen Roman mit dem Titel "Das Leben ist zu bunt für graue Tage" kauft? Richtig, man will auf leichte Art und Weise unterhalten werden. Sich einem Buch widmen, dass einen aus dem oftmals schon tristen, grauen Alltag holt, hinein in eine Story, die jeden ungemütlichen Novembertag zu einem ganz besonderen Tag werden lässt. Das Berauschende, das Fröhliche, ja, eben das Bunte habe ich erwartet. Gestoßen aber bin ich auf einen Roman voll von Charme und Melancholie und das Beste, ich habe ihn in allen Zügen genossen.
Paris versinkt kurz vor Weihnachten im Schnee, doch Weihnachtsstimmung will bei den Cousins Max, Bühnenbildner, quirlig und von leicht aufbrausendem Temperament und Raphael, Restaurator, still und in sich gekehrt, nicht so richtig aufkommen. Sie wohnen in einer gemeinsamen Wohnung, in der schon nach kurzer Zeit des Zusammenlebens ein kreatives Chaos herrscht. 
Angezogen durch das vorherrschende Chaos, dem Anderssein, gehen bei Max und Raphael die Interlektuellen der Pariser Geschellschaft ein und aus. Als die beiden von ihren Müttern mit der Aussage konfrontiert werden, dass die Wohnung, in der sie Leben, verkauft werden soll, bitten sie diese darum, dies nicht vor Sylvester zu tun, da eine Sylvesterparty den Jahresabschluss krönen und einen Neustart für alle Gäste beinhalten soll.
Ein Roman, der erfordert, dass der Leser in vielen Momenten zwischen den Zeilen liest. Kein Roman, der nicht beiläufig und halbherzig gelesen werden darf. Er fordert Aufmerksamkeit und Zeit und das trotz der doch geringen Seitenanzahl. Wer diese Zeit nicht aufbringen möchte, der wird sicherlich enttäuscht werden. Zu viele schwierige Charaktere, die eine Geschichte allein vielleicht gar nicht verkraften kann. Es sei denn, man nimmt sich eben diese Zeit, um die unterschiedlichen Menschen wirklich kennenlernen zu wollen.
Die Autorin schafft mit der Darstellung der verschieden Personen einen Raum, der auch auf die Bühne projiziert werden könnte. Bis ins kleinste Detail werden Gesichtsausdrücke und Bewegungen der Charaktere beschrieben, die immer vor der gleichen Kulisse, der Pariser Wohnungen, spielen. Kein schneller Szenenwechsel, was für so manchen Leser sicherlich als Tristesse ausgelegt werden könnte. Doch diese gewollte Tristesse, die auf Melancholie und stille Traurigkeit trifft, spiegelt für mich die Stimmung der Vorweihnachtszeit wieder. Stille, die einen in dieser Zeit ergreift. Kein Jauchzen, keine Fröhlichkeit, wie wir sie aus Kindertagen kennen. Besinnung auf das Wesentliche, ohne abgelenkt zu werden.
Ein zauberhafter Roman, dessen Titel vielleicht ein wenig irreführend ist, dessen Inhalt aber mit viel Melancholie, Wärme, aber auch Gefühlsduseleien aufwartet. Wer sich darauf einlassen mag, der wird schöne Stunden im verschneiten Paris verbringen können.