Rezension

Melancholisch, düster, stimmungsvoll!

Der Dieb in der Nacht - Katharina Hartwell

Der Dieb in der Nacht
von Katharina Hartwell

Bewertet mit 4 Sternen

Felix fehlt. Er fehlt in Agnes Leben. Er fehlt in Pauls Leben. Er fehlt in Louises Leben. Er fehlt seit mehr als zehn Jahren. Und plötzlich ist da Blixen. Auf den ersten Blick kein Stück Ähnlichkeit, auf den zweiten ist er der selbe. Doch Blixen bringt mehr mit als sich selbst, ein Gefühl als wäre er Dunkelheit und Zwietracht und doch Rettung und Antwort. Ein Verwirrspiel um mehr als nur eine Identität.

Die Rezension zu diesem Buch war für mich ein harter Brocken. Es ist schwer in Worte zu fassen, was ich denke, was ich gefühlt habe, wo dieses Buch selbst doch die reine Poesie ist. Die Kapitelunterschriften, immer Zitate aus dem folgenden Fließtext, haben schon allein genügt, um mich beim Lesen zu bezaubern. Sätze, die man sich an Zimmerwände malen möchte um sie wieder und wieder zu lesen. Weil sie wahr sind, ohne etwas preiszugeben.

Die Atmosphäre schluckt von Anfang an und legt sich wie eine kalte, klamme Hand ums Herz. Irgendwas bedrohliches lauert zwischen den Zeilen, gekleidet in wunderschöne Worte. Die Spannung braucht eine gewisse Zeit - für mich fast ein drittel des Buches, der Schritt, die Geschichte für mehr zu lieben als für die Sprache war für mich ein schwerer. Ich konnte mich anfangs nicht mit den Protagonisten identifizieren, konnte nicht recht sehen, wo das hinführen soll, ich habe einfach eine Weile gebraucht, bis ich mit der Handlung hinter den Worten warm geworden bin. Hat man diesen Schritt aber einmal gemacht und wurde von der Spannung gepackt, lässt sie einen nicht mehr los. Bis zur letzten Seite. Man befindet sich im Zwiespalt zwischen einem verzweifelten Wunsch nach Antwort, nach Auflösung, nach Sinn und dem Bestreben die Sache einfach dabei zu belassen. Denn eine zufriedenstellende Antwort kann es eigentlich nicht geben. Hartwell hat einen guten Abschluss gefunden, auch wenn es für mich am Ende dann doch nicht ganz rund war. Das ist aber nicht mehr als ein subjektives Gefühl und schwer an direkten Mängeln fest zu machen - weil da eigentlich keine sind.

"Der Dieb in der Nacht" ist eine Gedicht über mehrere hundert Seiten, sprachlicher Olymp und ganz sicher etwas außergewöhnliches. Unbedingt Lesen!