Rezension

Melancholische Poesie...

Musik des Einsamen - Hermann Hesse

Musik des Einsamen
von Hermann Hesse

Bewertet mit 4 Sternen

Das lyrische Werk Hermann Hesses (1877-1962) steht gleichwertig neben den großen Romanen "Siddharta", "Der Steppenwolf", "Narziss und Goldmund". Dem Autor selbst waren seine Gedichte stets unverzichtbare Möglichkeit zu unmittelbarem, wahrem Ausdruck von Sorgen und Sehnsüchten. Der Band "Musik des Einsamen" (1915) führt dies in eindrücklicher Weise vor Augen. In den leisen und zarten Tönen dieser Dichtungen offenbart sich jenes wunschhafte Streben nach einer alles umspannenden Harmonie, das sich in der Folge für sein Werk als bestimmend erweisen sollte.

Manchmal ist es gut, unbedarft an Bücher heran zu gehen. Hermann Hesse habe ich immer schon gerne gelesen, und so traute ich mich nun auch an sein lyrisches Werk heran.

Nach den ersten Gedichten und poetischen Stücken legte ich allerdings erst einmal eine Pause ein. Und informierte mich bei wikipedia, ob meine Vermutung hinsichtlich Hesses Gemütsverfassung wohl zuträfe. Und ja, es war so wie gedacht: Hesse war schwermütig, melancholisch, depressiv, versuchte schon mit 15 Jahren, sich das Leben zu nehmen...
Diese Haltung spiegelt sich in der vorliegenden Sammlung an Gedichten wieder. Viel ist von Heimweh, Todessehnsucht, Einsamkeit und Dunkelheit die Rede.

Dennoch wohnt vielen der Stücke ein besonderer Zauber inne, die poetische Sprache nahm mich einige Male gefangen. Dabei gefielen mir in der Regel die Gedichte am besten, die auf Reime verzichteten - hier kam Hesses Kunst mit Sprache zu spielen meiner Meinung nach am besten zur Geltung.
Die Gestaltung des Bandes ist sehr liebevoll und hebt dadurch jedes einzelne Gedicht hervor.

Gewünscht hätte ich mir noch eine Datierung der Gedichte, damit man Parallelen zu Hesses jeweils aktueller Lebensgeschichte hätte ziehen können.
Aber auch so ist der Band eine schöne Sammlung lyrischer Texte und Gedichte, die häppchenweise genossen zu empfehlen sind.

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Abschließend ein Auszug aus dem Gedicht "Wandlung":

Da ich ein Jüngling war,
Da meine ersten schüchternen Gänge
In das ersehnte Land der Liebe
Alle mich trostlos und elend wiederbrachten
In den unverstandenen grellen Tag,
Da war es mir einziger Trost,
Tief im Leid mit vollen Händen zu wühlen, Selbstzerstörend mit wollüstiger Bitterkeit
Jede holde Farbe in Schwarz zu wandeln, Wild auf brechenden Saiten
Hinzustürmen meiner Entbehrung Qual...

 

© Parden