Rezension

Menschen sollten grundsätzlich nett zueinander sein

Bienensterben - Lisa O'Donnell

Bienensterben
von Lisa O'Donnell

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Alles Frische und Ehrliche wurde ihr von knurrenden Hunden aus den Händen geschnappt, ihre Kindheit wurde verschlungen."

Worum es geht: 
Marnie ist Fünfzehn und hat eben ihre Eltern im Garten begraben. Nachdem ihre kleine Schwester Nelly ihren Vater mit einem Kissen erstickt hat, hat sich die Mutter im Gartenhaus erhängt und hinterlässt eine riesen Sauerei die Marnie nun zu beseitigen hat. Zum Glück sind ihre Junkie-Eltern dafür bekannt die Kinder zu vernachlässigen, sodass es kaum jemanden auffällt dass die Schwestern sich alleine über die Runden bringen, wäre da nicht der perverse Nachbar Lennie der immer ein Auge auf den Mädchen hat. Der alte Schwule mit Sexualstrafregister wünscht sich allerdings nur eine Familie zum Umsorgen und so entsteht für alle ein Abkommen mit dem keiner gerechnet hätte. Nur, wie lange kann das gut gehen?

"Sie haben sich einfach nie wegen irgendwas blicken lassen, und immer blieb alles an mir hängen, und an Nelly, als sie alt genug war. Sie waren nie für uns da, sie waren abwesend, aber wenigstens wissen wir jetzt, wo sie sind."

Meine Meinung: 
Man sollte keine Probleme mit Fluchen und vulgärer Sprache haben, denn Marnie redet daher wie es ihr passt. Aufgewachsen mit Drogensüchtigen, hat sie einen Nebenjob als Drogenhändler und da darf man nicht zimperlich sein. Durch die drei abwechselnden Perspektiven ist es aber nicht allzu prägnant. Nelly mit ihrer vornehmen Sprechart und Lennie lockern das Buch wieder auf.
Die Kinder gehen durch die Hölle und wir bekommen ein schönes Portrait gebrochener Psyche und der Evolution eines Menschen. Wie Nelly es als 13 Jährige schafft nicht nur mit der momentanen Situation sondern auch mit der Kindheit fertig zu werden und darüber hinaus zu wachsen ist ein Sinnbild der Hoffnung in einem Buch voller Niederlagen und Schmerz.
Auch den Zusammenbruch eines Menschen kriegen wir gezeigt. Marnie, die immer starke Schwester, hat irgendwann ihr Limit erreicht. Vor allem Lennie ging mir sehr nah. Ich habe mich fast mehr für ihn gefreut, dass er endlich Menschen in seinem Leben hat die er lieben kann, als für die Mädchen die zum ersten Mal erleben dass sich jemand um sie kümmert.
Eine Geschichte wie ein Puzzle, und bei jedem hinzugefügten Stück ist man geschockter über das Gesamtbild. Man glaubt irgendwie nicht mehr daran dass es noch schlimmer kommen könnte, und dann bekommt man ein weiteres Puzzlestück und die Autorin überzeugt einen dass es immer noch schlimmer werden kann.
Nicht unbedingt für jeden, aber definitiv etwas Besonderes! Ich freue mich bereits auf das nächste Buch der Autorin!

"Du musst nicht jeden lieben der nett zu dir ist. Menschen sollte grundsätzlich nett zueinander sein."