Rezension

Mir gefällts

Wolfsschlucht - Andreas Föhr

Wolfsschlucht
von Andreas Föhr

Bewertet mit 5 Sternen

Bestatter Florian Scheffler wird sturzbetrunken von seinen – ebenfalls sturzbetrunkenen – Wirtshaus-Spezis  samt Leichenwagen in einer Staustufe der Mangfall „geparkt“.

Dumm nur, dass nach einem nächtlichen Regenguss das Auto die Staustufe heruntergespült wird, und der Bestatter am nächsten Morgen nur noch tot aus dem Auto befreit werden kann. Noch dümmer, dass Leonhardt Kreuthner – im Hauptberuf Polizeiobermeister, nebenberuflich Schwarzbrenner – und ein Kollege zu den alkoholisierten Wirtshausbesuchern gehörten, die die Schnapsidee am Abend ausgeführt hatten.

Kommissar Wallner von der Miesbacher Kripo ist daher fast erleichtert, als sein Team feststellt, dass der Tod nicht durch Ertrinken sondern infolge dreier Schusswunden eintrat, die der Tote aufweist, die er aber nach den Beteuerungen der beiden Polizisten zum Zeitpunkt der Wirtshausgaudi noch nicht hatte.

Dann verschwindet im Nachbarort auch noch eine junge Frau. Ihr Auto wird – von einem langen Baumstamm aufgespießt – in den Bergen gefunden. Wallner hat den Verdacht, dass die Frau entführt wurde, und dass die skurrile Behandlung des Autos nur der Ablenkung dienen soll.

Der Vater der jungen Frau – Leiter einer exklusiven Privatklinik – verhält sich allerdings sehr merkwürdig, du hat offensichtlich kein Interesse daran, dass seine Tochter gefunden wird. Komisch auch, dass keine Lösegeldforderung auftaucht. Warum hat der Ermordete mehrfach mit der Verschwundenen telefoniert, und warum hat er Fotos von einer weiteren Frau, die sich selbst als Hexe bezeichnet, und deren Tochter gemacht?

Als Wallner ein Portrait der Kleinen sieht, macht er noch eine weitere –ihn erschreckende – Feststellung die ihn noch sehr stark beschäftigen wird.

Die handelnden Personen sind vom Autor wunderbar dargestellt.

Polizist Kreuthner zum Beispiel, der mit seinen Machenschaften immer wieder die Grenzen der Legalität überschreitet, und so gar nicht dem Bild, welches man von einem bayrischen Staatsbediensteten hat, entspricht. Läßt Kreuthner die Gesetze noch aus Eigennutz bzw. für dumme Ideen links liegen, so dehnen oder übertreten weitere Charaktere, darunter auch Wallner und der Staatsanwalt, bewusst die Grenzen der Gesetze, weil sie in dem Moment anderes für wichtiger und richtiger halten.

Wallners Großvater Manfred ist eine überaus sympathische Figur, ein wahrer Hallodri, trotz seines Alters, und immer der Meinung, dass der Zweck die Mittel heiligt. Dies bringt ihm des Öfteren Ärger mit Wallners Kollegen ein. Dem Autor gelingt es sehr gut, die enge Beziehung zwischen Manfred und seinem Enkel, der bei ihm  aufgewachsen ist, zu schildern.

Auch die „Hexe“ Stefanie Lauberhalm, die für ihre Überzeugungen sogar hinnimmt, dass ihre Tochter in eine Pflegefamilie gesteckt wird, ist ebenfalls gelungen. Insgesamt sind die Charaktere trotz mancher Überzeichnung sehr glaubhaft dargestellt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Einzig Kreuthners Eskapaden sind schon sehr nah an der Klamauk-Grenze, etwas weniger wäre da auch genug gewesen. Die Erläuterungen mancher Mundartausdrücke in teils umfangreichen Fußnoten entlocken dem Leser schon allein wegen ihres Sprachstils viele Schmunzler.

Der Roman lässt sich flüssig lesen, der Umfang ist mit 400 Seiten gut dimensioniert. Der Leser wird von Anfang bis Ende gut unterhalten, ohne dabei überanstrengt oder gelangweilt zu werden. Die Lösung des Mordfalles, die Wallner im Laufe der Handlung aus vielen kleinen Puzzlestücke, die zum Teil von seinen Mitarbeitern geliefert werden, zusammensetzen muss, ist nachvollziehbar und spannend. Noch spannender ist allerdings die Lösung des Rätsels um das kleine Mädchen.

Die Titelbildgestaltung passt zu den Vorgängerbänden, ohne mich persönlich groß anzusprechen. Gut gefällt mir allerdings das stabile Klappcover, dass vorne die Abbildungen der bisher erschienen Bände, und hinten ein Kurzinterview mit dem Autor enthält.

Alles in allem kann ich das Buch nur weiterempfehlen.