Rezension

Mir hat es an Raffinesse und Tiefe gefehlt

Wolf - Marie Brunntaler

Wolf
von Marie Brunntaler

Meine Meinung: 

Der Schreibstil gefiel mir sehr und ich fühlte mich auch schnell in die Geschichte gezogen. Gabriel steht als Person zwar im Mittelpunkt des Geschehens, ist aber eigentlich vor allem Bezugspunkt für die Wünsche und Sehnsüchte der verschiedenen anderen Figuren des Romans. Wer er eigentlich ist, kann man als Leserin nicht so wirklich erfassen. Er wird nur durch die Augen der anderen betrachtet. 

Dabei sind die meisten dieser Figuren höchst unsympathisch und selbstsüchtig dargestellt. Sie sind getrieben durch ihre eigenen Lüste, Wünsche und Träume. Diese richten sich immer mehr auf Gabriel, der als hübscher Junge beschrieben wird. Dabei kommt es sogar zu Kindesmissbrauch durch Antonia, die Bäuerin in deren Haus er Aufnahme findet. Diesen Punkt finde ich schwierig, weil er meiner Meinung nach nicht ausreichend hinterfragt wird. Außerdem wird der Teenager durch die verschiedenen Personen auch ziemlich sexualisiert. Selbst der Mönch, der sich seiner zu Beginn annahm, ist mit solchen Wünschen beschäftigt. 

Nach und nach zeigt sich , das hier mehr dahinter steckt als es im ersten Moment wirkte. Dadurch wirkt aber Gabriel zunehmend manipulativ.  

Als sich nach und nach dann auflöst, was hier wirklich vor sich geht, wird die Handlung dann schwächer. Ich finde der Autorin ist es nicht gelungen dem ganzen die nötige Tiefe zu geben, um vor allem die vorherig beschriebenen Ereignisse anders einzuordnen.  

Mich persönlich hat die psychologische Komponente hier absolut nicht überzeugt. Die eigentlichen Hintergründe sind plump und vor allem ziemlich langweilig, da sie in so vielen anderen Romanen verwendet werden. Auf mich wirkte es fast so, als seien der Autorin auf halber Strecke die Ideen ausgegangen. Mir fehlten Tiefe und Raffinesse. 

Das alles finde ich schade, da der Stil an sich und die Erzählweise mir zu Beginn wirklich gut gefallen hatten.