Rezension

Mischung aus Jugendbuch, Lebens- und Liebesgeschichte

Hanover's Blind -

Hanover's Blind
von Kia Kahawa

Bewertet mit 4 Sternen

Adam wagt den Schritt, auf eigenen Beinen zu stehen. Er träumt von einem Leben, das er sich selbst aussucht und nicht die erste verfügbare Möglichkeit nimmt, weil es am einfachsten ist. Deshalb zieht er nach Hannover, wo er eigenständig sein will.

„Hanover’s Blind“ von Kia Kahawa ist eine Mischung aus Jugendbuch, Lebens- und Liebesgeschichte.

Adam zieht nach Hannover, weil er sich weitab von seinen Eltern ein eigenständiges Leben aufbauen will. Dieser Drang ist in seinem Alter meiner Meinung nach normal. Das Besondere an ihm ist, dass er kaum etwas sieht. Seine Behinderung zeigt ihm gesellschaftliche Grenzen auf, die ihn in seiner Entwicklung bedrohen. Er sehnt sich nach eigenen Entscheidungen, gleichberechtigten Möglichkeiten und einem Leben, das er selbst gestaltet.

Daraus resultiert der Mittelpunkt der Handlung. Adam beschließt, auf eigenen Beinen zu stehen und zieht dieses Vorhaben konsequent durch. Damit er nicht auf seine Beeinträchtigung reduziert wird, verschweigt und verheimlicht er sie. Mit der Zeit erkennt er, dass er sich dadurch selbst im Weg ist, statt sich zu akzeptieren.

Die Geschichte wird aus Adams Perspektive in lockerem Ton erzählt. Ihn empfand ich als interessanten jungen Mann, weil er sich mit der Behindertenkarte nicht abfindet und selbst tätig wird. Er nimmt sein Ziel eines gleichberechtigten Lebens in die Hand, anstatt auf Wunder zu warten, die es ohnehin nicht geben wird. Trotz des ernsten Hintergrunds sprüht er vor selbstironischem Charme, der dem Buch einen gewissen Witz verleiht und es zu einer amüsanten Lektüre macht.

„Suppe geht immer gut. Aus einer Schale zu löffeln ist deutlich angenehmer, als sich beispielsweise mit einem aus dem Mund hängenden Salatblatt zu blamieren.“ (S. 139)

Adam sucht sich einen Job, lernt Freunde kennen und verliebt sich. Er macht genau die Erfahrungen, die seinem Alter entsprechen. Weil er seine Sehbehinderung verschweigt, tappt er zeitweise in witzige Situationen, die ihm den kalten Schweiß auf die Stirn treiben und den Leser zum Schmunzeln bringen.

Mir hat vor allem der selbstironische Zugang von Adam gefallen. Ich mag seine mutige Art, obwohl ihm der Angstschweiß aus allen Poren dringt. 

Bemerkenswert sind seine Eindrücke von der Stadt. Gemeinsam mit Adam marschiert man einige Sehenswürdigkeiten ab. Dabei ist es interessant, wie er diese wahrnimmt und oftmals mehr als andere Menschen sieht.

„Hanover’s Blind“ ist ein schöner Roman über Selbstständigkeit und eine gute Geschichte mit einem charmanten Protagonisten. Mir hat das Buch gefallen und ich denke, dass andere Leser ebenso Freude daran haben werden.