Rezension

Mit allen Mitteln

Bleiche Erben -

Bleiche Erben
von Ernst Kaufmann

Bewertet mit 4 Sternen

Lesenswerter realitätsnaher zweiter Fall für den kompetenten Salzburger Chefinspektor Ruprecht

Einige Ungereimtheiten am Ort eines Autounfalls irritieren den Salzburger Chefinspektor Ruprecht. Ist der junge Erbe eines örtlichen Chemie-Unternehmens wirklich selbstverschuldet auf der Intensivstation gelandet? Gerade jetzt, da ein großer Schweizer Konzern die kleine Firma mit allen Mitteln übernehmen will?

Ruprecht ist ein intelligenter, selbstsicherer und sehr genau arbeitender Ermittler, der seinem Bauchgefühl vertraut. Zur gelungenen Figurenzeichnung tragen auch Details aus seinem Privatleben bei und einige seiner Vorlieben, die denen des Autors entsprechen, wie der Klappentext verrät. Zu Ruprechts Umfeld gehören auch glaubwürdig dargestellte Kollegen (von Frieda, der Leiterin des Innendienstes, die den Überblick und alles im Griff hat bis zum hauptsächlich auf seine Karriere bedachten Chef), Freunde und eine Schwester, die als Journalistin Ideen und Informationen zu den Ermittlungen beitragen kann. Ruprechts Gedankengänge und sein Vorgehen sind spannend zu lesen und nachvollziehbar, und auch die Gegner, die rücksichtslos auf mehr Macht und mehr Geld aus sind, werden glaubhaft dargestellt. Verschiedene Erzählperspektiven sorgen für einen spannenden und abwechslungsreichen Handlungsverlauf.

Ernst Kaufmanns Schreibstil ist eloquent, bildhaft und lebendig, es gibt augenzwinkernde Formulierungen genau so wie auch tiefgründige Gedanken des Autors. Gut gefallen haben mir das wohldosierte Salzburger Lokalkolorit und die sporadischen Naturbeschreibungen des Salzkammerguts, aber auch die Schilderung der für Ruprecht ungewohnten Ausstattung der Amsterdamer Einsatzgruppe und die rasante Verfolgungsjagd dort. Den gelegentlichen österreichischem Dialekt in Dialogen konnte ich ohne Probleme verstehen. Es gibt einige wenige kurze Nebengeschichten, die nicht zur Handlung beitragen, aber Nebenfiguren nahbarer machen.

Am Ende des Buch kündigt sich schon ein neuer Fall an und die angehängte Leseprobe macht neugierig auf den dritten Band der Reihe. Ein schönes Extra ist das Kulinarium mit den im Buch erwähnten Gerichten.

Mir hat der spannende, realitätsnahe Krimi gut gefallen und obwohl ich den ersten Teil um Chefinspektor Ruprecht nicht gelesen habe, hatte ich keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Das Cover zeigt ein von Ernst Kaufmann gemaltes Frauenbild und hat als erstes meine Aufmerksamkeit geweckt, noch bevor ich den Klappentext gelesen hatte. Ich freue mich, einen für mich neuen Autor entdeckt zu haben und bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe.