Rezension

Mittelmäßiger Mary Hooper

Velvet - Mary Hooper

Velvet
von Mary Hooper

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Tipp vorab: Lest, wenn es geht nicht den Klappentext! Der verrät etwas viel!

1901, London:

Die Welt der Medien ist nicht mehr aufzuhalten. Séancen, Geister tauchen auf, Stühle werden gerückt – Madame Savoya zählt zu den gut besuchten. Nie hätte Velvet gedacht, dass sie dort einmal arbeiten könnten. Aber es ist nicht immer leicht mit George und Madame zusammen zuarbeiten? Was wird von ihr verlangt? Warum geschieht alles so, wie Madame es wünscht?

Ärgerlich ist, wie oben schon erwähnt, dass der Klappentext fast den ganzen Inhalt wiedergibt. Das hat ein Leser nicht verdient. Trotzdem habe ich dieses Buch mit Lust und Laune gelesen, fühlte mich in die Zeit zurück versetzt und erlebte dann eine Wendung, die nicht nachvollziehbar für mich war und etwas verärgerte.

Mary Hooper ist dafür bekannt, dass sie sich ein bestimmtes, historisches Thema aussucht und es in ihren Bücher passend in die Handlung einbaut. Meistens eher die Protagonisten um das Thema, als andersherum. Dieses Mal lernen wir London kennen und die Arbeit eines Mediums. Aber auch die Lebensstandards damals, die historisch wichtigen Ereignisse und das Lebensgefühl von damals werden nicht ausgespart.

Velvet ist am Anfang ein schüchternes, fast verschrecktes Mädchen. Erst im Lauf der Geschichte wird klar, dass hinter ihrer Stirn ein helles Köpfchen verborgen ist und dass sie mehr will, als damals für eine Frau üblich. Aber war es bei Mary Hooper einmal anders? Nein, denn Frauen und Emanzipation, das spielt irgendwie immer eine Rolle.

Die Madame ist eine große Erscheinung und man kauft ihr ihren Lebensstil und ihren Charakter ab.

Außerdem treffen wir noch auf eine Reihe von Freunden, die Velvet hat, ohne es zu ahnen. Interessanterweise ist mir eine Person besonders unsympathisch, was mich am Ende sehr in die Bredouille gebracht hat.

Ihr lebhafter, farbenfroher Schreibstil im grauen London, lässt sich locker bei einer Tasse Tee oder Kaffee weglesen. In der Bahn ( ich fahre mit sitzen am Bahnhof und S-Bahn in Bielefeld, vielleicht eine halbe Stunde) habe ich mitunter 60 Seiten verschlungen. Schön sind wie immer die Kapitelanfänge mit großen Buchstaben und einem kleinen Satz, der anzeigt, was den Leser erwartet.

Gestört hat mich am Ende nur das Verhalten von Velvet. Viel kann ich dazu nicht schreiben, sonst nehme ich euch die Pointe. Aber ich finde ihr Verhalten ist plötzlich und unerwartet. Entschuldigungen kennt sie nicht und das hat mich dermaßen geärgert. In diesem Szenario auch sehr wichtig: Die Blauäugigkeit anderer Personen, für die ich kein Verständnis habe.

Somit gibt es von mir 3 Bücherpunkte.