Rezension

Mörderische Stille

Geheimnis in Weiß - J. Jefferson Farjeon

Geheimnis in Weiß
von J. Jefferson Farjeon

Klappentext:
An Heiligabend bleibt ein Zug im Schneetreiben in der Nähe des Dorfes Hemmersby stecken. Mehrere Passagiere suchen Zuflucht in einem verlassenen Landhaus. Die Tür ist offen, der Kamin brennt und der Tisch ist zum Tee gedeckt, doch niemand scheint da zu sein. Aufeinander angewiesen, versuchen die Reisenden das Geheimnis des leeren Hauses zu lüften – als ein Mord passiert. Trotz heftigen Schneefalls hat eine skurrile Ansammlung von Reisenden London am Weihnachtstag pünktlich verlassen. Auf offener Strecke bleibt der Zug jedoch im Schnee stecken. Die Passagiere beschließen daraufhin nach und nach, ihr Abteil zu verlassen und sich zum nächsten Dorf durchzuschlagen. Auf dem Weg stoßen sie auf ein scheinbar verlassenes Cottage – obwohl die Tür offen steht und es hell erleuchtet ist. Doch dies ist nicht das einzige Geheimnis, das das Haus birgt und nur zu einem hohen Preis offenbart. Wenn der Schneesturm schließlich nachlässt, werden vier Personen das Weihnachtsfest nicht überlebt haben. »Geheimnis in Weiß« ist ein von der British Library wiederentdeckter Krimiklassiker, der hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.

Der Autor:
Joseph Jefferson Farjeon (1883–1955) verfasste mehr als sechzig Krimis und Thriller im Goldenen Zeitalter der britischen Kriminalliteratur. Für seine Zeitgenossin Dorothy L. Sayers war Farjeon »unübertroffen in der gruseligen Darstellung mysteriöser Abenteuer«. Sein Theaterstück »Number Seventeen« wurde von Alfred Hitchcock unter dem gleichnamigen Titel verfilmt.

Meine Meinung:
Weihnachten 1937. Durch einen heftigen Schneefall bleibt ein vollbesetzter Zug in der Nähe des Dorfes Hemmersby stecken. Einige der Passagiere beschließen, den Zug zu verlassen, was sich schon angesichts der misslichen Lage ein wenig verrückt anhört. Nichtsdestotrotz macht sich die illustre Runde auf den Weg, und entdeckt schließlich mitten im weißen Nirgendwo ein Haus. Und nicht nur das. Es scheint verlassen, doch für ein behagliches Feuer, frische Wäsche und Lebensmittel ist merkwürdigerweise gesorgt. Wurden die unerwünschten Gäste gar erwartet? Oder irren die Bewohner auch in dem Schneesturm herum? Ist ihnen etwas passiert?

Mr. Maltby, der sich alsbald als intelligenter Hobby-Ermittler erweist, macht sich viele Gedanken darüber, was in dem Haus geschehen sein könnte. Zumal ein Messer auf dem Küchenboden liegt. Hat das etwas zu bedeuten?
Ist sogar ein Mörder unter ihnen? Schließlich kennen sich alle nicht, und sind erst im Zugabteil aufeinandergetroffen. Maltby ist außerdem Parapsychologe und spürt eine gewisse Präsenz in dem Haus.
Die anderen Figuren könnten zudem nicht unterschiedlicher sein, und haben alle ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Und so bekommt jeder Charakter eine nähere Beleuchtung, sodass man sich ein gutes Bild zeichnen kann - oder vielleicht doch nicht? Gerade das hat mir gefallen, dass man eben nicht alles gleich wusste, eben typisch für einen Krimi, in dem man mit raten kann.

"Geheimnis in Weiss" ist ein klassischer Krimi im Stil von Agatha Christie-Romanen, der ruhig und mit vielen Dialogen erzählt ist.
Besonders angenehm empfand ich die Atmosphäre. Es war, als wäre man dabei - eingeschneit in der winterlichen Stille und Abgeschiedenheit.
Manchmal wurde es mystisch und etwas gruselig, was aber nie ausartete, sondern der Geschichte sogar noch etwas Dramatik schenkte.
Trotzdem hätte die Handlung etwas spannender sein können, immer wieder gab es deutliche Längen, die dann aber wieder durch Wendungen ausgeglichen wurden. Man grübelt, wie sich alles auflösen wird.

Dem Buch merkt man sprachlich an, dass es vor so vielen Jahrzehnten geschrieben wurde. Es hat etwas Besonderes, man fühlt sich dadurch natürlich in die frühere Zeit versetzt.

"Geheimnis in Weiss" ist ein ruhig erzähltes Kammerspiel, das von seinen Figurenzeichnungen und vor allem von Mr. Maltby lebt, der auf den Spuren eines Sherlock Holmes wandelt.

3,5 Sterne.