Rezension

Mörderischer Reisebericht

Jagdsaison - Nina Casement

Jagdsaison
von Nina Casement

Als ich den Untertitel "Mörderischer Reisebericht" las, konnte ich mir spontan nicht so ganz genau vorstellen, wie ich mir das vorzustellen habe. Aber genau das machte bei mir auch den Reiz an dem Roman aus. Und ich habe es nicht bereut, ihn zu lesen - ganz im Gegenteil, ich wurde positiv überrascht!
Der Untertitel beschreibt den Inhalt relativ gut. Frederika - kurz Fred - lässt alles hinter sich, nimmt ihre Ersparnisse und reist nach Skandinavien. Während sie auf der Suche nach Ruhe, Vergessen und einer Idee für die Zukunft von Norddeutschland über Dänemark nach Schweden reist, besucht sie kulturelle Stätten und wandert lange Strecken durch die freie Landschaft. Die Beschreibungen der Natur machen daher einen bedeutenden Teil des Romans aus und der Leser wird in weite Wälder, in Heidelandschaften und an die Meeresküsten entführt. Die Landschaftsbeschreibungen, aber auch die Beschreibungen der kleinen oder größeren Orte in Skandinavien sind gelungen und fangen die Atmosphäre wunderbar ein.
Neben Freds Erlebnissen erfahren wir von dem Männerduo Lars und "dem Älteren" sowie von einem Polizeimitarbeiter, der unerwartet einen Zusammenhang zwischen mehreren "Jagdunfällen" feststellt. Die Zusammenhänge der drei Erzählstränge ergeben sich nach und nach und führen auf das große Finale zu.
Die Spannung wird in diesem Roman auf eine ruhige, zurückhaltende Art erzeugt. Nicht alles ergibt sich auf Anhieb, durch Andeutungen und Rückblenden baut sich allmählich das Gesamtbild auf. Doch gerade die ruhige Erzählart, getragen von schönen Landschaften und ganz alltäglichen Problemen bzw. Freds kleiner Lebenskrise, weiß ungemein zu fesseln. Man fühlt sich als Leser sicher, fast schon geborgen, wenn man Freds Reise folgt - und wird zeitgleich durch die düsteren Zwischenszenen immer wieder aus dieser angenehmen Reise durch Skandinavien herausgerissen.
Dabei kommt der Roman ohne große Blutbäder und krasse Schockmomente aus und verursacht dennoch ein stets vorhandenes, hintergründiges Unwohlsein.
Die Hauptcharaktere werden mit wenigen Worten ausreichend beschrieben und vor allem durch ihre Taten charakterisiert. So bekommt man ein Gefühl für sie, versteht ihr Leben, ihre Entscheidungen - oder kann sie zumindest ein Stück weit nachvollziehen. Einzig über "den Älteren" hätte ich gerne noch mehr erfahren, denn dieser bleibt bis zum Ende absolut undurchsichtig - was auch daran liegt, dass aus seiner Sicht nicht erzählt wird.
Fazit: "Jagdsaison. Ein mörderischer Reisebericht" konnte mich überzeugen und ist jedem Fan von Thrillern mit ruhigen Tönen zu empfehlen, die zeitgleich auch gegen schöne Landschaftsbeschreibungen und Reiseanregungen nichts einzuwenden zu haben.