Rezension

Mord im Kleinwalsertal

Ifenfeuer - Peter Nowotny

Ifenfeuer
von Peter Nowotny

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich habe schon allerlei Krimis gelesen, die im Allgäu spielen. Immer mit dem Hintergedanken, dass doch der eine oder andere Blick im Buch auf die Orte und Berge geworfen wird, in denen man schon einmal oder im Falle der Berge, die man gesehen oder bereits bewandert hat. Über jedes klitzekleine Wörtchen habe ich mich immer riesieg gefreut – doch als ich diesen Klappentext gelesen habe, war alles anders. Klar, der Kommissar Wanner ermittelt aus Kempten aus – sonst wäre es ja wohl kein Allgäu-Krimi  – doch hier kooperiert er mit seinem Kollegen aus dem Kleinwalsertal, Österreich. Denn neben der Leiche auf dem Gottesackerplateau, die auf deutschem Gelände liegt, wurde auch eine Leiche im Schatten des Hohen Ifen gefunden. Zwei Fundorte in zwei Ländern – und doch so nah, dass die Ermittler einen Zusammenhang schnell vermuten…. Dieses Buch erwähnt nun nicht nur meinen Liebelingsurlaubsort, nein er spielt gar dort. Genau solch ein Buch wollte ich schon immer einmal lesen. Seltsam nur, dass ich nicht vorher darauf aufmerksam geworden bin…

Dies ist der vierte Teil der Krimi-Reihe um den Kommissar Paul Wanner, doch gelesen habe ich von der ersten Reihe bisher nur den ersten Band Grünten-Mord. Die anderen sind bisher noch nicht bei Ullstein erschienen, doch die Kenntnis des ersten Bandes reicht vollkommen, um diesen Band lesen zu können. Dies mag auch daran liegen, dass hier im Gegensatz zum ersten Band nicht viel persönlicher Hintergrund des Kommissars beschrieben wird. Es wird nur auf vergangene Ehe-Probleme verwiesen und dass nun alles wieder in Ordnung sei, das Ehepaar geht einmal erfolglos Shoppen und das war’s mit dem privaten Wanner. Schade eigentlich, sind doch gerade die privaten Momente, die die den Kommissar sympathischer machen und ihm dem Leser greifbarer und menschlicher werden lassen. Dies kommt hier ein klein wenig zu kurz. Dafür ist der Fall – bzw die Fälle – jedoch so undurchsichtig, dass ich lange Zeit keinen Ahnung hatte, wer der Mörder war oder wie die Fälle zsammenhängen.

Dennoch bin ich der Meinung könnte das Buch noch etwas an Spannung vertragen. Das liegt jedoch keinesfalls an der Geschichte an sich, sondern eher am Schreibstil des Autors, der manche Dinge lieber beschreibt, als den Leser diese Szenen durchleben zu lassen. Doch im Gegensatz zum Auftaktband der Serie hat sich der Schreibstil des Autors bereits gebessert: Die zeitliche Abfolge sprang innerhalb des Buches nicht mehr so häufig hin und her. Dies ist lediglich einmal der Fall, als der Mörder entlarvt wurde und der Leser einen Flashback aus Mörder-Perspektive zu lesen bekommt, wie denn der Mord genau abgelaufen ist. Ein eigenartiges Stilmittel, dass sich Nowotny zu eigen gemacht hat. Außerdem sprechen die Charaktere auch auffällig mehr Dialekt als im Auftaktband, ohne das dies zu viel wird. Im Gegenteil gekoppelt mit den gelungenen Landschafts- und Ortsbeschreibungen kommt mehr Charme und Lokalcholorit auf – doch auch hier gibt es im Grunde noch Steigerungspotential.

Fazit: Und obwohl ich schon so lange nach einem Buch gesucht habe, das genau dort spielt, wo ich Urlaub mache und es endlich in diesem Buch gefunden habe, überzeugt die Umsetzung noch nicht zur Gänze. Es gibt noch viel Potential was mehr Hintergrundszenen des Kommissars und Atmosphärenaufbau im Allgemeinen betrifft, doch der Fall ist gut komstruiert und spanned und was noch viel wichtiger ist, der Ermittler ist sehr sympathisch. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich würde mich sehr freuen, wenn die anderen Teile auch noch bei Ullstein erscheinen würden – denn da ist noch ein Fall dabei, bei dem Wanner mit Berger aus dem Kleinwalsertal zusammenarbeitet.