Rezension

Mord in Prag

Der Bezoar -

Der Bezoar
von Michaela Vocelka

Bewertet mit 5 Sternen

Man merkt, dass der historische Krimi Der Bezoar von zwei Historikern geschrieben wurde. Michaela und Karl Vocelak haben es in diesem spannenden und verzwickten Krimi geschafft ein farbenfrohes und eindrucksvolles Bild von Prag am Ende des 16. Jahrhunderts zu erschaffen. Es geht zuerst nur um einen Mord, über dessen Opfer Matthias Gaiswinkler, ein junger Salinenbeamter aus Aussee in Prag stolpert. Durch seine Beobachtungen und klugen Überlegungen am Tatort wird er kurzerhand vom Obersthofmeister des Kaisers mit der Lösung des Falls beauftragt. Die Nachforschungen gestalten sich schwierig, erst einmal muss das Opfer überhaupt identifiziert werden. Keiner scheint ihn zu kennen und die, die ihn doch kannten, wollen es nicht zugeben. Gaiswinkler kommt einigen Verdächtigen auf die Spur und alle Spuren führen ihn zu einer längst vergangenen Reise nach Konstantinopel, zu einem damaligen Mord und zu einem sagenumwobenen Bezoar. Doch wie hängt alles zusammen und wer ist für den Mord verantwortlich. Inmitten der höfischen Ränke und der engen Gassen von Prag setzt Gaiswinkler alles daran den kaiserlichen Befehl auszuführen. So viel sei verraten, es bleibt bis zum Schluss spannend, immer wieder überraschend und dennoch logisch.

Das Autorenduo hat es in meinen Augen wirklich geschafft dem historischen Prag, den damaligen Zuständen und der Lebensweise gerecht zu werden. Vor allem der Kaiser, seine Kunst- und Wunderkammer und die Begeisterung für die Alchemie, werden ausführlich und doch für den Laien verständlich geschildert. Die Personen, seien sie nun historisch belegt oder fiktiv sind lebendig und interessant gestaltet, ich hätte mir zwar ein Personenregister gewünscht, aber das Nachwort hat schließlich alle meine Fragen zu den Akteuren beantwortet. Man sollte das Nachwort auch unbedingt lesen, es rundet so einiges noch abschließen ab. Es gibt am Ende übrigens ein kurzes Glossar, das den einen oder anderen ungewohnten Ausdruck erklärt. Zum Schreibstil und der Ausdrucksweise sei erwähnt, dass sich die beiden Autoren bemüht haben, die Sprache und Sprechweise der Zeit anzupassen, man muss sich als Leser vielleicht ein wenig darauf einstellen, das gelingt aber nach den ersten Kapiteln und dann ist das Lesevergnügen ungetrübt. Für mich war Der Bezor ein spannender Kriminalfall vor einem gut recherchierten Hintergrund und ich würde mich freuen, wenn der Salinenbeamte Gaiswinkler bald in seinen nächsten Fall verwickelt wird.