Rezension

Mord in Stralsund

Erst wenn du tot bist - Katharina Höftmann

Erst wenn du tot bist
von Katharina Höftmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die 34jährige Fanny Wolff muss ihr Leben entschleunigen, seit einiger Zeit leidet sie unter Panikattacken. Ihr Job als Kriegsreporterin hat sie sehr viel Leid sehen lassen. Es zieht sie zurück nach Stralsund, ihrer Heimatstadt. Bei den Ostsee-Nachrichten findet sie einen Job, der etwas ruhiger sein wird, das ist jedenfalls ihre Hoffnung. Doch dann findet sie beim Joggen die Leiche der jungen Melanie Schmidt, sie hinterlässt zwei kleine Kinder, Chiara und Kevin. Melanie kommt aus schwierigen Familienverhältnissen und kommt aus dem Teufelskreislauf nicht so wirklich heraus. Immer wieder landen ihre Kinder bei Pflegefamilien oder im Heim, weil Party und Drogen Melanie wichtiger sind. Je mehr Fanny über das Leben von Melanie erfährt, desto intensiver wird der Wunsch den Mörder zu fangen. Der ermittelnde Kommissar ist ihr Zwillingsbruder Lars, und dieser ist von der Einmischung seiner Schwester am Anfang nicht so begeistert.

 

"Erst wenn du tot bist" von Katharina Höftmann ist ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe mit der Journalistin Fanny Wolff als Hauptcharakter. Gleich zu Beginn überrascht uns die Autorin, es gibt keinen Prolog, sondern ein Kapitel 0. Das hatte ich bis jetzt noch nie. In der Leserunde erklärt uns die Autorin, dass sie damit den Neuanfang von Fanny darstellen wollte, meiner Meinung nach, eine sehr gute Idee.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und locker, man ist sofort mitten im Geschehen. Die Spannung ist von Anfang an da und steigert sich zum Ende noch einmal. Und dann sind da noch die wunderschönen Beschreibungen der Landschaften, sie sind lebendig und anschaulich. Ich bekomme sofort Urlaubsfeeling und möchte mir gerne mal Stralsund und Umgebung anschauen.

 

Die Charaktere entwickeln sich im Laufe des Buches, am besten sieht man es bei der Annäherung der Geschwister Fanny und Lars. Fanny ist zwar eine starke Frau, aber sie kommt mit ihrem Erlebten nicht sehr gut zurecht und leidet deshalb an Panikattacken. Das ist so authentisch. Die Flashbacks verdeutlichen mir als Leser nochmal, was Fanny in den Kriegsgebieten alles erlebt hat. Was an den Flashbacks sehr erschreckend ist, dass die Autorin reale Berichte zu diesen Szenen benutzt hat. Die Umsetzung ist echt gut gelungen. Fanny ist mir überwiegend sympathisch genau wie ihr Bruder Lars. Am Anfang fand ich ihn blass und langweilig, aber das ändert sich im Laufe des Buches. Aber auch die anderen Charaktere sind lebendig und realistisch beschrieben.

 

Außerdem ist mir die Aktualität positiv aufgefallen, am Rande wird von der Flüchtlingswelle und die dazugehörigen Sorgen und Ängste berichtet oder auch immer noch das Ost-West-Denken. Auch die Themen Kindesmissbrauch und psychische Krankheiten sind sehr präsent und hier gut ausgeführt.

 

Die gesamte Aufmachung des Buches finde ich gut gelungen, wie die schönen Zitate am Anfang eines jeden Kapitels oder auch das wunderschöne Cover. Es ist in kalten Farben gehalten, trotzdem hat es eine magische Wirkung auf mich.

 

Fazit:

Ein bewegender und spannender Krimi, der einem lange nachdenken lässt. Gerne vergebe ich 5 Punkte und eine klare Leseempfehlung.