Rezension

Muss Poesie sich reimen?

Die hellen Tage - Zsuzsa Bánk

Die hellen Tage
von Zsuzsa Bánk

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Geschichte über drei Freunde, die das Leben zusammen geniessen und durch Höhen und Tiefen gehen.

Seri wächst gut behütet in dem kleinen Ort Kirschblüt bei Heidelberg auf. Zusammen mit ihrer Freundin Aja erlebt sie schöne Tage. Später vervollständigt Karl den Kreis, und die Freundschaft der Drei hält lange über die Schulzeit hinaus.

Da ist Aja - Tochter einer ehemaligen ungarischen Zirkustänzerin und einem Zirkusartisten. In einer von Hand errichteten Hütte verbringt sie zusammen mit ihrer Mutter ihre Kindheit und Jugend. Im Sommer kommt regelmäßig ihr Vater für einige Wochen, um die Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Das ist für Aja der Höhepunkt des Sommers . Im Laufe des Älterwerdens löst dies regelmäßig einen Konflikt in ihr aus – warum kann ihr Vater nicht das ganze Jahr bleiben? Die Protagonistin Seri findet sich regelmäßig bei ihrer Freundin ein, denn deren Familie ist auch ihre. Durch den frühen Tod ihres Vaters lebt sie alleine mit ihrer Mutter, doch gerade in der Zeit des Erwachsenwerdens gibt es zwischen den beiden immer häufiger Konflikte. Auch Karl hat keine Standard-Familie: Sein kleiner Bruder wurde entführt, und seine Eltern haben das nie verkraftet. Karl fristet ein Schattendasein und ist für seine Eltern unsichtbar.

Die Handlung beginnt in den sechziger Jahren, eine Kindheit abseits von Internet und anderen digitalen und technischen Geräten. Durch die wirklich poetische Schreibweise der Autorin kann auf Dialoge verzichtet werden. Oft liest man, dass das Buch ermüdend ist und keine Handlung hat – in gewissem Sinne stimmt das auch, doch rein objektiv gesehen ist das Buch fast schon ein Meisterwerk. Es geht um Erinnerungen, um eine Freundschaft die auf die Probe gestellt wird, um Zusammenhalt. Geschrieben in einer brillanten und bildhaften Sprache, kann man alle Stimmungen der Charaktere nachvollziehen.

Es wird wahrscheinlich ein Favorit, aber kein Herzensbuch.