Rezension

Mutter Marie de France

Matrix -

Matrix
von Lauren Groff

Bewertet mit 4 Sternen

Im Mittelpunkt des Buches steht die Sprache. Die Geschichte ist in einem wundervollen Schreibstil geschrieben und schafft einen authentischen, sehr gut recherchierten und echt wirkenden Eindruck eines Klosters im Mittelalter. Die Geschichte beginnt mit dem Jahr 1158 und wird sich hauptsächlich in einem Nonnenkloster Englands abspielen, in dem die Hauptfigur Marie als Priorin eingesetzt wird. Durch den grandiosen Schreibstil wird diese Zeit zum Leben erweckt. Ich habe dieses Mittelalter der Autorin als atmosphärisch wahrgenommen, als sähe man die Nonnen in ihrem Alltag klar vor Augen.

Obwohl in diesem Roman das Leben gut dargestellt wird, so wiederholt sich die Handlung oft, es wirkt langsam erzählt -sogar etwas zäh-, weil es schlichtweg keinen nennenswerten Dialog gibt. So hat dieses Buch keine große Seitenzahl, verlangt jedoch mehr Zeit zum Lesen.

Doch auf der anderen Seite bietet der Roman viel Potential, weiter zu recherchieren. Die Geschichte spornt den Leser an, selbst nachzudenken und diversen Themen nachzugehen, welche groß und faszinierend sind. Von einem Punkt der Recherche gelangt man schnell zum nächsten, die Geschichte Englands wird verknüpfter. Beim Lesen dachte ich, die Autorin würde mehr Einblicke in die allgemeine Geschichte gewähren, doch bleibt die Autorin spezifisch bei Marie De France und ihrem Kloster.

So scheint der Anspruch mehr auf die Gestalt der Marie zu liegen, als einen umfassenden historischen Roman zu kreieren.

Marie ist anders als die anderen unterwürfigen Nonnen des Klosters. Sie hat einen inneren Bereich für sich, doch auch äußerlich ist sie ungewöhnlich groß und kräftig. Den Roman kann man leicht als einen feministischen Roman beschreiben, handelt er über die Kraft der Frauen und ihren Visionen jener Zeit. Maries Kreativität und Ansprüche sind groß. Sie behauptet sich. Groff zeigt die Flamme, die eine Frau entzündet hat zu jener Zeit, die jedoch weiter unterdrückt werden musste, denn es war nur Rechtens so. Der Frau maß man diese Rolle -wie Marie sie ausfüllte- nicht zu. Wie viele große Gestalten gab es, von denen man heute nichts weiß, wie viele wurden unterdrückt und gelenkt, um sie in ihre Schranken zu belassen.

Insgesamt muss ich sagen, dass dieses Buch mehr hätte sein können. Es könnte mehr Abwechslung haben, Geschichten über das Kloster hinaus erzählen und etwas schnelleres Pacing haben. Doch der Schreibstil war so überzeugend und die Recherche danach so spannend und bereichernd, dass ich gerne vier Sterne vergebe.